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Jugoslawien

Das Voraussehbare ist eingetreten: Bürgerkrieg in Jugoslawien. Und einen Teil der Verantwortung tragen sicherlich die USA und die EG mit ihrem starren Festhalten an einem Staatsgebilde, das unter den gegebenen Voraussetzungen nicht existenzfähig ist.

Ein grober Fehler war, daß man die Schuld am Auseinanderdriften des Vielvölkerstaates gleichmäßig auf die Teilrepubliken verteilte. Es ist nicht so. Kroatien und Slowenien verließen den Bundesstaat nicht aus schierer Lust an der Sezession, sondern erst aus der realen Befürchtung, einmal in die gleiche Lage wie der Kosovo zu kommen. Dieser wurde im Stile Saddam Husseins heim ins serbische Reich geholt und an dessen Bevölkerung wurde bereits in Form von Massenmorden, Menschenrechtsverletzungen und Staatsterrorismus vorgeführt, wie das zukünftige Leben in einem serbischen Zentralstaat aussieht. Ganz zu schweigen von der wirtschaftlichen Lage in einem Land mit einem „Führer“ Milosevic, dessen Antwort auf die ökonomische Misere aus Hetztiraden gegen andere Völker besteht, wobei er nicht einmal vor dem Gebrauch nationalsozialistischer Parolen zurückschreckt.

Geradezu zynisch ist, daß die westlichen Länder die demokratische Entwicklung in den Teilrepubliken begrüßen und ihnen dann in den Rücken fallen, sobald sie anfangen, demokratische Rechte auch ernsthaft wahrzunehmen, indem sie per Volksabstimmung beschließen, dem Zwangsstaat Jugoslawien den Rücken zu kehren. Oder wenn die Albaner im Kosovo nahezu einstimmig die Wahl der serbischen Einheitsrepublik boykottieren und dadurch zeigen, was sie davon halten. Das Argument, die neuen Staaten wären zu klein, um auf eigenen Füßen zu stehen, ist Kanonenfutterideologie und ist gerade in Europa, wo es sich in den kleineren Ländern durchweg besser wohnt, völlig fehl am Platze.

Der Fortbestand Jugoslawiens ist nur möglich, wenn alle Teile Menschen- und Minderheitenrechte beachten. Das scheint momentan nur durch massivsten Druck auf Serbien möglich. Die Diskussion darüber, ob es überhaupt sinnvoll ist, angesichts des mittlerweile aufgestauten gegenseitigen Hasses am bisherigen Staatsgebilde festzuhalten, kann dabei nicht tabuisiert werden. Erstes Ziel sollte aber sein, die Selbstbestimmung von Kosovo und Wojvodina wieder zu ermöglichen. Ein Zusammenschluß von Völkern kann nur auf freiwilliger und eigenbestimmter Basis erfolgen. In diesem Zusammenhang könnten die Regierungen der westlichen Länder auch einmal unter Beweis stellen, daß Menschenrechte für sie nicht da aufhören, wo es kein Öl gibt. [...] Hans-Dirk Joosten, Münster

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