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Countdown ins Dunkel

■ „Größter Verschleierungsakt des Jahrhunderts“/ Heute totale Sonnenfinsternis in Mittelamerika

La Paz/Mexiko (dpa/afp) — Wie üblich in La Paz, am türkisgrünen Meer in Mexiko, dreht sich fast alles um die Sonne. Doch wo sich sonst Tausende in derselben aalen, warten sie jetzt darauf, daß sie endlich verschwindet — auf die totale Sonnenfinsternis am heutigen Donnerstag, den „größten Verschleierungsakt des Jahrhunderts“.

Mehr als 10.000 Besucher waren am Dienstag bereits in der rund 160.000 Einwohner zählenden Stadt im Bundesstaat Baja California eingetroffen. Die staatliche Tourismusbehörde rechnete damit, daß sich diese Zahl bis heute um noch einmal 40.000 erhöhen würde. Das wären zwar deutlich weniger als die 200.000 bis 500.000 Schaulustigen, mit denen einige private Reiseveranstalter die örtlichen Behörden vor Monaten in Angst und Schrecken versetzt hatten. Es wären aber immer noch genug, um die Region vor ernsthafte logistische Probleme zu stellen.

In La Paz und im weiter südlich gelegenen Cabo San Lucas gibt es nur etwa 6.000 Hotelbetten. Deshalb wurden Schulen und andere öffentliche Gebäude in Notunterkünfte verwandelt, bieten die Bewohner der beiden Orte ihre Wohn- und manchmal auch Schlafzimmer zum Übernachten an. Das hat natürlich seinen Preis: Für ein Feldbett in einem umgewandelten Klassenzimmer mit acht Schlafstätten muß der Tourist derzeit umgerechnet rund 35 US-Dollar auf den Tisch blättern.

Sorgen angesichts des erwarteten Ansturms macht den Stadtvätern auch die Versorgung der Gäste. Konsumgüter und die meisten Nahrungsmittel kommen nur nach 15stündiger Schiffsfahrt von Mazatlan oder über die etwa 1.600 Kilometer lange Straße aus Tijuana an der US-Grenze nach Niederkalifornien. In den vergangenen Monaten wurde deshalb im Süden der Halbinsel gehortet: Medikamente, Verpflegung und sogar Wasser.

Damit den aus den USA kommenden Autoreisenden in der wüsten Einöde nichts passiert, werden mindestens acht Tanklastzüge auf der Strecke unterwegs sein, um die nur wenigen Tankstellen zu ergänzen. Für die „Grünen Engel“, den „ADAC Mexikos“, ist ebenso erhöhte Alarmbereitschaft angesagt wie für Polizei und Armee.

Das Gerücht, daß nur die ersten 25.000 Autos aus den USA in Richtung Süden gelassen werden, weisen die mexikanischen Behörden derweil entschieden als unwahr zurück. So harren sie denn in La Paz auf das Phänomen, das aus dem Tag für 6 Minuten und 36 Sekunden dunkle Nacht macht, die Wintersterne an den Himmel zaubert, Tiere in Verwirrung und Menschen in Verzückung versetzt. Um das emotionale Erlebnis zu verstärken, wollen sich einige sogar bei klassischer Musik versammeln, während sich die Erde verdunkelt. Zahlreiche Mexikaner jedoch versetzt die Sonnenfinsternis in helle Aufregung. Sie befürchten die Weissagung ihrer Ahnen — der Azteken —, wonach die „Tzitzimime“ auf die Jagd nach Menschen gehen werden. Diese Götter des Todes überfallen nach der aztekischen Mythologie bei einer Sonnenfinsternis die Erde und herrschen mit grausamer Brutalität über die Erde.

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