Kommt uns das Meer entgegen?

■ Oldenburger Chaosexperte koordiniert Klimaforschung der Küstenländer

Schadensbegrenzung bei der in den kommenden 100 Jahren unausweichlichen Klimaveränderung — das wird die Aufgabe des vom Bund und den fünf Küstenländern getragenen Großforschungsvorhabens „Klimaänderung und Küste“ sein. Koordinator des Projekts, an dem unter anderem Biologen, Geologen, Physiker und Soziologen zusammenarbeiten sollen, ist Hans-Joachim Schellenhuber, Physikprofessor am Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) an der Universität Oldenburg.

Der Meeresspiegel, sagte Schellenhuber am Freitag bei der Vorstellung des Projekts in Oldenburg, werde über einen Zeitraum von 100 Jahren global um zehn Zentimeter ansteigen. Die Häufigkeit von Sturmfluten werde zunehmen.

Für die norddeutschen Küstenländer bedeute das konkret eine Bedrohung für Deiche, Öko- und Wirtschaftssysteme. Allen „Horrorszenarien“ im Stil eines von Meereswellen umspülten Kölner Doms erteilte Schellenhuber, dessen Spezialgebiet die Chaosforschung ist, aber eine entschiedene Absage.

Welche Mittel den Forschern zur Verfügung stehen werden, sei noch offen. Für eine effektive Klimawirkungsforschung im geplanten Rahmen seien bis zu 20 Millionen Mark im Jahr erforderlich. Um mehr betreiben zu können als Grundlagenforschung für die Schadensbegrenzung bedarf es laut Schellenhuber weltweiter politischer Entscheidungen zur Eindämmung der Schadstoffeinleitung in die Atmosphäre. Als positiv bewertete der Wissenschaftler das beginnende Umdenken beim größten Dioxid-Verursacher, den Vereinigten Staaten.

Parallel zu den auf politischer Ebene zu treffenden Entscheidungen müsse in der Bevölkerung eine „Opferbereitschaft“ entwickelt werden. Am Beharren auf hohem Lebensstandard in den reichen Länder und am Aufholbedürfnis in der Dritten Welt müsse eine wirkungsvolle Eindämmung der schleichenden Umweltbedrohung durch Klimaveränderung letztlich scheitern. dpa