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Heute über Radbücher

■ Thomas Rosemann: "Durch Mark und Hain" / Axel von Blomberg: "Die schönsten Radtouren rund um Berlin" / Jürgen Rieck / Uwe Schäfer: "RegionalRadGeber Berlin jwd"

HEUTEÜBERRADBÜCHER

An sonnigen Wochenenden sind der einstige Patrouillenweg der DDR-Truppen, der das frühere West-Berlin umschließt, wie auch die Landstraßen und Sandpisten des märkischen Berliner Umlandes voll von Radlerinnen und Radlern auf Entdeckungstour. Kein Wunder, daß auch die Buchverlage die neue Klientel rasch entdeckten und so schnell wie möglich Radwanderführer auf den Markt werfen.

Die erste Auflage des Führers Durch Mark und Hain aus dem Elefanten Press Verlag wurde im Untertitel noch großsprecherisch Radtouren um Berlin genannt, obwohl der Band nur Touren im Norden der Hauptstadt enthielt. Bei der zweiten aktualisierten Auflage von 1991 ist der Verlag ehrlicher und erwähnt die regionale Beschränkung. Auch andere Schwächen wurden ausgebügelt: das Layout ist gefälliger und die Anmerkungen zu Gastronomie und Unterkünften entsprechen nun dem aktuellen Stand. Zwar wurden auch die Kartenskizzen graphisch verbessert, aber sie bleiben weiterhin unübersichtlich. Bei der Auswahl der Tourenvorschläge, die etwas beliebig erscheint, hat sich im Vergleich zur vorigen Auflage nichts geändert. Ende Juli wird vom selben Autor, Thomas Rosemann, ein zweiter Band Radtouren im Süden von Berlin erscheinen.

Die LeserInnen verschaukeln will Axel von Blomberg mit seinem Buch Die schönsten Radtouren rund um Berlin. Daß ein Autor seine Recherchen mehrfach verwertet, ist angesichts der mageren Honorare im Print-Gewerbe verständlich. Aber was zuviel ist, ist zuviel: Zunächst erschienen Tourenvorschläge von Blomberg unter dem Titel terra incognita auf den Berliner Lokalseiten der taz. In abgewandelter und ergänzter Form wurden sie dann 1990 als kostenlose Faltblätter des Presse- und Informationsamtes des Landes Berlin herausgebracht. Im Frühjahr 1991 gibt es nun diese zehn Tourenvorschläge in unveränderter Manier als Buch der Bielefelder Verlagsanstalt zu kaufen. Aus dem taz-Serien-Fundus kamen noch drei Routen hinzu; lediglich drei Streckenvorschläge sind bislang nur in diesem Buch veröffentlicht. Gegen die Streckenauswahl, die nahezu die gesamte Berliner Umgebung abdeckt, ist nichts zu sagen. Ärgerlicher ist schon, daß die Beschreibungen im Buch teilweise auf einem längst überholten Erkundungsstand beruhen. Die Faltblätter gibt es weiterhin gratis beim Informationszentrum Berlin, Hardenbergstr. 20.

Jürgen Rieck und Uwe Schäfer scheuchen potentielle NachradlerInnen nicht auf strikt vorgegebenen Routen durchs Berliner Umland, sondern weben in ihrem RegionalRadGeber Berlin jwd (für NichtberlinerInnen: jwd heißt janz weit draußen) ein mehr oder minder engmaschiges radgeeignetes Straßennetz, aus dem der Pedaleur oder die Pedaleuse selbst die Tour zusammenstellen kann. Manchmal sind die Streckenbeschreibungen arg knapp ausgefallen, und manche Touren folgen stark befahrenen Straßen, obwohl geeignetere Routen in der Nähe vorhanden sind. Nicht nachvollziehbar ist, warum der Bereich zwischen Berlin-Buch, Bernau, Altlandsberg und Schöneiche ausgespart wurde. Im großen und ganzen aber ein sauber recherchiertes Buch, dessen Konzeption überzeugt. Kettler Verlag Berlin, 1990.

Wer auf die Gängelung durch geschriebene Führer ganz verzichten will und kann, ist mit der jüngst erschienenen zweiten überarbeiteten Auflage der Radtourenkarte Berlin und Umgebung der Bielefelder Verlagsanstalt gut bedient. Im Gegensatz zu normalen Autokarten werden hier die für RadlerInnen geeigneten Straßen farblich besonders hervorgehoben. Der namentlich nicht genannte Verfasser der drei — bereits bekannten — Tourenvorschläge in Textform auf der Kartenblattrückseite ist Axel von Blomberg. Welch Überraschung. Reinhard Kuntzke

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