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Ewige Wiederholungen

■ Die deutsche Frauschaft schlägt bei der Fußball-EM Italien und steht im Finale gegen Norwegen

Berlin (taz) — Vorher hatte sie noch gezittert: „Ein Elfmeterschießen will ich auf keinen Fall ein zweites Mal erleben“, erklärte Torfrau Marion Isbert vor dem Europameisterschafts-Halbfinale gegen die Frauschaft aus Italien. Dabei hatte sie beim Titelgewinn vor zwei Jahren, als in der Vorschlußrunde ebenfalls die Italienerinnen die Gegnerinnen gewesen waren, die deutschen Frauen fast im Alleingang ins Finale gebracht. Damals hielt sie zuerst einen Elfmeter, um direkt anschließend den entscheidenden selbst zu verwandeln. Nationaltrainer Gero Bisanz hatte vor dem Spiel in Frederikshavn (Dänemark) allerdings keinerlei Bedenken: „Auf Marion kann ich mich stets verlassen.“

Aber ganz so einfach, wie es dann tatsächlich war, hatten sie es sich sicher nicht vorgestellt. Die Italienerinnen begannen gut, es gab Chancen auf beiden Seiten, aber nach einer halben Stunde flog Giorgia Brenzan, ihres Zeichens die Hüterin des italienischen Tores, kollossal an einer langgezogenen Flanke vorbei und Bundesliga-Torschützenkönigin Heidi Mohr brauchte nur noch den Kopf hinzuhalten. Nach dem 1:0 war das Spiel praktisch entschieden. Die Italienerinnen griffen nur mehr halbherzig an und hatten dabei vor allem darunter zu leiden, daß ihrer Spielmacherin Feriana Ferraguzzi, die als Profi bei Standard Lüttich spielt, die rechte Lust zu fehlen schien. Spätestens nach dem schön herausgespielten zweiten Tor in der 58.Minute, das ebenfalls Heidi Mohr per Kopf erzielte, schlichen die Italienerinnen nur noch demotiviert über den Platz.

Das italienische Team spielte in fast der gleichen Besetzung wie vor zwei Jahren. Die meisten Spielerinnen haben inzwischen die 30 Jahre erreicht und deshalb rechnete jeder spätestens nach dem 3:0, das Sissy Raith nach einer Stunde mit einem unhaltbaren Schuß aus 20 Metern erzielte, mit dem endgültigen konditionellen Kollaps der Italienierinnen. Statt dessen aber kamen diese wieder ins Spiel und zu Chancen, die sich hauptsächlich dadurch ergaben, daß die DFB- Frauen im Gefühl des sicheren Sieges öfter mal das Zurücklaufen vergaßen. Die guten Gelegenheiten, die sich den größtenteils halbprofessionell spielenden Azzure boten, vergaben sie allerdings knapp oder kläglich.

Die Spitze im europäischen Frauenfußball ist nicht allzu breit gefächert, und so gibt es nun im am Sonntag stattfindenden Finale ebenfalls eine Wiederholung von der letzten EM. Norwegen hatte bereits am Mittwoch Dänemark im Elfmeterschießen ausgeschaltet. Vor zwei Jahren in Deutschland gewann das DFB-Team mit 4:1 und wurde Europameister. to

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