Kenia: Sieben Jahre Knast für Treffen in Bar

 ■ Aus Nairobi Bettina Gaus

Der längste politische Prozeß Kenias ist mit drakonischen Urteilen zu Ende gegangen: Sieben Jahre müssen der ehemalige Parlamentsabgeordnete George Anyona und drei Mitangeklagte ins Gefängnis, weil sie geplant haben sollen, die Regierung zu stürzen. Zuhörer brachen nach dem Richterspruch in Tränen aus, andere reckten die geballte Faust. Hunderte versammelten sich vor dem Gerichtsgebäude und warteten auf den Ausgang des Prozesses, in dem viele einen Prüfstein für die oft beschworene Regierungsunabhängigkeit der Justiz sahen.

Nach Ansicht vieler Prozeßbeobachter stehen die Beweise für die angebliche Verschwörung der vier Angeklagten auf tönernen Füßen. Fest steht nur: Sie hatten sich am 11.Juli 1990, wenige Tage nach den blutigen Unruhen in Nairobi, in einer Bar getroffen. Dort waren sie verhaftet und durchsucht worden. Die beteiligten Polizisten behaupteten vor Gericht, von ihren Vorgesetzten auf ein verbotenes Treffen hingewiesen worden zu sein.

Richter Francis Mabela zählte auf, was seiner Ansicht nach gegen die Angeklagten sprach: Sie hätten mit leiser Stimme in einem verschlossenen Raum gesprochen. Auf einem Tisch vor ihnen sei ein Zettel mit verdächtigen Namen und Worten wie „Kaffee“ und „Tribalismus“ entdeckt worden. Außerdem wurden bei ihnen verbotene „aufrührerische“ Schriften und Notizen gefunden, unter anderem angeblich die Liste eines Schattenkabinetts.

Der Prozeß sorgte in Kenia aus anderen Gründen für Aufsehen: Die Angeklagten erklärten öffentlich, mehrfach gefoltert worden zu sein. George Anyona sagte nach dem Urteil: „Es wird ein Morgen kommen, und der Schrei nach Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie von Millionen Kenianern wird erhört werden.“