:
■ Seh Sucht Bilder
Das Bild-Tabu, mit dem die Geburt von Kindern belegt war, ist schon lange auf unterschiedlichste Weise durchbrochen. Schmerzgezeichnete und glückliche Gesichter, Fleisch und Blut — fast immer von mehr oder minder beteiligten Dritten aus den verschiedensten Motivationen heraus festgehalten — wer bemerkt's schon noch im Bilderwald der Emotionen...
Die Ostberliner Fotografin Viola Vassilieff hat vor, während und nach der Geburt ihrer Tochter aus ihrer ureigensten Perspektive fotografiert, was um sie war: Anstrengung, Angst, Fremdheit in gekachelten Räumen und angesichts der Gummischürzen und der Apparate ist den Bildern anzusehen. Aber auch die Nähe zu dem Kind Nr. 123, als es endlich da ist und lebt in seiner Bettwäsche mit dem unvermeidlichen Stempel KLINIKUM BERLIN BUCH. Die Geburtssequenz gleicht einer fragmentarischen Tagebuchaufzeichnung — sie ist dabei ein beruhigendes, aufwühlendes Selbstporträt.
Viola Vassilieffs Bild-Seh-Sucht läßt sie alltägliche Handlungsabläufe, den Nachtspaziergang, einen morgendlichen Moment mit der Freundin am Fenster, das gemeinsame Bad mit dem Geliebten für sich festhalten und dem Betrachter die Lust zu sehen und noch mehr zu ahnen... Ulrike Stöhring
Die Ausstellung SEH SUCHT BILDER ist noch bis zum 12.10. in der Galerie Weißer Elefant, Almstadtstr. 11, Berlin-Mitte, zu sehen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen