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Exoten im Kühlwasser

Vor ein paar Wochen habe ich an dieser Stelle von der Überfremdung in den deutschen Gartenteichen berichtet. Wie es aussieht, beschränkt sich die Liebe zum Exoten nicht auf die Zierteiche. Landesumweltminister Klaus Matthiesen gab bekannt, daß in nordrhein-westfälischen Privathaushalten rund 218.000 exotische Wildtiere als Haus- und Schmusetiere gehalten werden. Wie der Minister mitteilte, ergab eine landesweite Zählung, daß selbst Wölfe, Luchse, Jaguare und Leoparden darunter waren. Insgesamt handele es sich um etwa 500 Arten exotischer Tiere, die bei 48.000 Haltern untergebracht seien.

Die Vögel stellen die größte Gruppe der gefangenen Tiere. Allein 23.000 Schwarz-, Rosen- und Pfirsichköpchen werden an Rhein und Ruhr gehalten, dazu kommen etwa 1.000 Aras und Kakadus. Auffällig auch die große Zahl der Graupapageien: 14.000. Neben den rund 4.500 Boas und 1.400 Pythons befinden sich auch 550 Sandottern und 850 Äskulapnattern in den Haushalts- Knästen Nordrhein-Westfalens.

Auch in Südfrankreich gibt es jede Menge ausländischer Wildtiere. Im kleinen Städtchen Pierrelatte tummeln sich Krokodile sogar im Kühlwasser eines AKW.

Nachdem zuerst ein Dutzend Gemüsebauern ihre Gewächshäuser energiesparend mit dem Kühlwasser des Atomkraftwerks beheizten, betreibt dort seit drei Jahren Luc Fougeirol einen Blumenhandel ganz besonderer Art: ein riesiges Glashaus mit tropischen Pflanzen und zwei Wasserbecken, in denen neun Krokodile im 30 Grad warmen Abwasser des Atommeilers vor sich hin dösen. Die Reptilien sind ein absatzfördernder Publikumsmagnet: der Eintrittspreis von zehn Francs wird beim Kauf einer Tropenpflanze verrechnet. Fougeirol war schon immer ein Kroko-Fan: „Mit 14 habe ich mein erstes gekauft. Sie faszinieren mich.“ In der freien Natur ist das Krokodil gefährdet, denn nur noch drei Prozent dieser Reptilien kommen heute noch in der Wildnis zur Welt. Für Biologen wird es immer schwieriger, die noch nicht sehr eingehend erforschten Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu studieren. Deshalb plant Fougeirol ein neues Projekt: Er will mit Hilfe des AKW- Kühlwassers eine Krokodilfarm mit rund hundert Tieren bauen. Es gibt nur ein Problem: Fougeirols Kroko- Haus liegt direkt an dem geplanten Streckenverlauf des heftig bekämpften TGV-Superschnellzugs. Nun gilt es, in direkter Nähe des Kraftwerks 2.400 Quadratmeter Baugrund zu finden. Karl Wegmann

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