: Neu im Cinema: Die Frauen
■ Männer sind hier überflüssig
Mary ist die beste Mutter und Ehefrau der Welt und seit zehn Jahren glücklich verheiratet. Aber was treibt ihr Gatte Stephen hinter ihrem Rücken? Mary hat einen Haufen guter Freundinnen. Sie bleibt nicht lange ahnungslos. Ihr geliebter Mann betrügt sie mit einer Verkäuferin der nobelsten Parfümerie New Yorks. Was tun? Und wie?
Schon ist die ganze Geschichte von George Cukors Film „Die Frauen“ erzählt. Das Erfolgsstück, 666 mal am Broadway aufgeführt, inszenierte Cukor 1939 nach einem Drehbuch von Anita Loos und Jane Murfin. Männer haben in diesem Film nichts verloren. Sie sind hier einfach überflüssig. 135 Frauen wirbeln in einer der besten Kinokomödien aller Zeiten: Die Zarten, die Zähen, die Lieben, die Lästerzungen, die Sanften, die Alten und die Starken. Sie lieben und verlassen, sie intrigieren und dirigieren und sie sind nicht auf den Mund gefallen. Selbstverständlich sehen sie dabei immer blendend aus und tragen die teuerste Mode aus Hollywoods großer Zeit: Lebensfreude durch Reichtum und Luxus.
Wo also sollte das amüsante Unheil seinen Lauf nehmen, wenn nicht im Schönheitssalon? Dort treffen sie aufeinander, die Damen aus der besten New Yorker Gesellschaft. Um nur die bekanntesten Stars dieses Films zu nennen: Joan Crawford (1904-1976) als Crystal Allen, der Vamp in der Parfümerie; Norma Shearer (1900-1983), die Immergute mit dem lieben, leichten Silberblick als betrogene Mary Haines; Rosalind Russel(1907-1976) als Marys Freundin und intrigante komische Nudel Sylvia Fowler, die die Albernheit von gymnastischen Übungen en passant entlarvt; Joan Fontaine gibt die komplett naive Peggy Day und Paulette Goddard das sachliche Luder Miriam Aarons. Die Göttinnen wandeln vor dem Hintergrund der großartig besetzten Nebenrollen. Wir sehen 135 Frauen-Typen und jede spielt eine wichtige Rolle. Etwas von allen steckt in jeder. George Cukor übersetzte das Drehbuch der beiden Hollywood-Rebellinnen Loos/Murfin in atemlose Geschäftigkeiten, rasante Verwicklungen und die ewig aktuelle Hetze, mit der Frauen das Innerste der Welt in Ordnung halten. Unübertroffen ist der Sprachwitz der Dialoge auch heute noch.
Zum ersten Mal läuft Cukors Klassiker in deutschen Kinos. Endlich können wir die berühmteste Szene des Kultfilms sehen und die Damen in der Bar eines
zwei Frauen
Luxuszugs jubeln hören: „Auf nach Reno, dem Wahrzeichen der Freiheit!“ Mit diesem Toast stoßen die Frauen auf die Scheidung an. Nur die gute Mary Haines reckt die Hände am Ende schmachtend ihrem Stephen entgegen, eine Happy-End ohne Umarmung. juan
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