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Aus Otto Grotewohl wird ein Mohr — Die Touristen werden sich verirren

Berlin. Berlins Weg zur Weltstadt steht ein großes Hindernis entgegen: Die Touristen werden sich verlaufen. Arme Amerikaner, denen Otto Grotewohl wahrscheinlich genausoviel sagt wie Albert Norden. Sie werden in Zukunft vergeblich mit der U-Bahn-Linie 2 auf und ab fahren und auf die Station warten, die bei ihnen im Stadtplan mit »Otto-Grotewohl-Straße« verzeichnet ist. An der »Mohrenstraße« werden sie dabei öfters vorbeifahren.

Zur Feier der einjährigen Einheit sollen neun U-Bahnhöfe rückbenannt werden, die das sozialistische Regime »aus politischen Gründen« (O-Ton Senatsverwaltung für Verkehr) anders getauft hatte. Darunter fallen auch solch hochpolitisch belastete Namen wie »Frankfurter Tor« oder »Nordbahnhof«.

Berliner Stadtpläne werden demnächst so schnell verfallen wie sonst nur die Milch. Bei der Tilgung sozialistischer Spuren ist für die Berliner Enkel Adenauers die Lenin-Statue, die noch immer aufmüpfig in das Auge der Passanten sticht, ein besonderer Stein des Anstoßes. Weg soll er, aber schleunigst! Der Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Volker Liepelt, wünscht Lenin gar gemeinsam mit dem Thälmann-Denkmal und weiteren steinernen roten Großvätern in ein »Panoptikum realsozialistischer Verwirrungen« verdammt. Aber noch steht olle Lenin unter Denkmalschutz.

Beim Ostberliner Straßennamenkarussell sind auch Neu-Vorschläge willkommen. So möchte Kultursenator Ulrich Roloff-Momin eine Berliner Straße für die Schriftstellerin Ingeborg Drewitz reservieren. Nicht nur habe sich kaum ein anderer zeitgenössischer Autor so mit Berlin auseinandergesetzt wie Drewitz, auch die Frauenquote im Stadtplan werde so aufgebessert. aha

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