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ADFC und BUND blockieren Tempelhofer Damm

■ Initiativen fordern Tempo 30, weil dort vor drei Wochen ein Junge von Laster überrollt wurde/ CDU-Zeitung heizt Stimmung an

Berlin. Neben der Bülowstraße werden am kommenden Freitag zwei weitere Straßen blockiert. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) will zusammen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) den Tempelhofer Damm sperren, weil Anfang September an der Ecke Alt-Tempelhof ein siebenjähriger Junge von einem abbiegenden Laster totgefahren worden war. Die Umweltgruppen fordern, daß großflächig Tempo 30 eingeführt wird. Etwa 100 Eltern wollen die Dunckerstraße (Prenzlauer Berg) lahmlegen, um Ampeln für die Sicherung der Schulwege durchzusetzen. Bei einem Treffen im Schöneberger Rathaus wollen verschiedene Initiativen heute abend um 20 Uhr (Raum 2113) klären, wie lange die Kreuzung Bülow-/Potsdamer Straße blockiert werden soll.

Der Tempelhofer Damm rangiert mit 27 Sach- und Personenschäden auf Platz sechs der unfallreichsten Straßen (Erhebungszeitraum: von der Vereinigung im Oktober vergangenen Jahres bis März dieses Jahres). Einsame Spitze ist der Ku'damm mit 71 Unfällen, gefolgt von der Seestraße im Wedding mit 46, dem Hohenzollerndamm in Wilmersdorf (30), dem Mariendorfer Damm in Tempelhof (29), der Müllerstraße im Wedding (28) und der Kantstraße in Charlottenburg mit 27 Unfällen. Das statistische Landesamt weist allerdings darauf hin, daß bei einem Vergleich auch die Länge der Straßen und das Verkehrsaufkommen berücksichtigt werden müssen — die Höhe der Unfallzahlen allein sage über die Gefährlichkeit der Straßen nichts aus. Nach Angaben des Straßenverkehrsreferats der Polizeidirektion IV gab es auf der Kreuzung Bülow-/Potsdamer Straße im vergangenen Jahr 135 Unfälle mit 21 Verletzten und einem Toten.

Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) ließ gestern verlauten, daß er ein Sicherheitsprogramm vorlegen werde. Käthe Zillbach, verkehrspolitische Sprecherin der SPD, befürchtet, daß der Verkehrssenator weiterhin nur auf den Bau neuer Ampeln und eine bessere Verkehrserziehung setzen wolle.

Währenddessen heizt die CDU die Auseinandersetzung um Tempo 30 mit Falschmeldungen an. In der September-Ausgabe der Parteizeitung 'Berliner Rundschau‘ wird behauptet, daß Verkehrssenator Haase in 52 Straßen Tempo 30 aufgehoben habe. Offenbar wußte Chefredakteur Winfried Tromp, daß Haase lediglich »geplant« hat, in 52 Straßen die Geschwindigkeitsbegrenzung aufzuheben. Barbara Wohlgemuth, Verlagsleiterin, rechtfertigte die Informationspolitik: »Das ist nicht unser Problem, wenn der Verkehrssenator sich bisher nicht durchgesetzt hat.« Wohlgemuth bestritt, daß mit der Desinformation die Autofahrer zum Schnellfahren animiert werden sollen. diak/mat

Siehe auch Bericht Seite 4

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