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Videos von J. F. Guiton im Cafe Grün

■ Witz und Witzeswitz

Heut ist die Glotze mal wieder ein Panoptikum: Maschinenarme rotieren, Stanzen tanzen; Bretter in labilen Stapeln kollabieren und richten sich flugs wieder auf, eines springt in kurzen Bögen durch die Lüfte - ein irres mechanisches Tanztheater, ein Getümmel, als hinge die Welt an spaßigen Gummischnüren.

Das kommt, weil der Videomensch Jean Francois Guiton ein Meister des Filmschnitts ist und aus banalen Streifchen rausholt, was niemals drinsteckte: Da zerlegt und vervielfacht er die Sequenzen und läßt sie vorwärts und rückwarts sausen und komponiert daraus eine Bilder-Musik, die einem geradezu in die Beine fährt. Dabei ist die Technik regelrecht schlicht, das Arsenal der Video- Elektronik wird kaum angetastet. Guiton, als ungemein lapidarer Gestalter, kann sich leisten, sozusagen von den Zinsen seines Witzes zu leben. Das Filmbüro zeigt heute im Cafe Grün eine Auswahl seiner Videos. Guiton, der gerade in Wuppertal lehrt, wird dabei sein und mit sich reden lassen.

La longue marche heißt eines seiner Kunststückchen. Das ist der serielle Endloslauf zweier Beine, von der Hüfte abwärts gefilmt, und eines ist schrecklich kurz — weil es dem Guiton eingefallen ist, zwei verschiedene Filme ineinanderzuschneiden. Eine visuelle Fuge, in der es gegen Windmühlen geht, hat ihm den Marler Videokunst-Preis eingebracht: Coup de vent. Darin regieren Stroboskopblitze über ungemein gefahrstrotzende Kampfsport- Szenen, und allein am Anfang die minimale Pantomime, wo zwei Hände sich zwei Handschuhe überstreifen, ist ein Abenteuer aus Rätsel und Licht. schak

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