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Abo oder nicht?

■ Was Neu-AbonnentInnen und AbbestellerInnen meinen

taz: Dahinter steckt immer ein Kopf

Warum kündigt ein Mensch Ende September 1991 die Bremer taz? Und warum kommt ein anderer just im gleichen Moment dazu, sie zu abonnieren? Die taz beforschte vier Neu-AbonniererInnen und vier KündigerInnen.

1. Zugänge und Komplimente

Gabriele Schöft, Angestellte, 36, Bremen: Ich finde die taz informativer als den Weser-Kurier, z.B. die Berichte über die Asylbewerber in Hoyerswerda. Die taz bezieht mehr Stellung. Aber in der taz steht soviel drin, daß ich nicht jeden Tag dazu komme, sie durchzulesen. Jetzt habe ich mir richtig vorgenommen, sie zu abonnieren und überwiegend durchzulesen — bevor ich verblöde, sozusagen.

Bärbel Breier-Bonitz, Krankengymnastin, 34, Bremervörde: Die Tageszeitung von Bremervörde ist eine einzige Katastrophe. Ich kann keine Schützenkönige mehr sehen. Ich abonniere die taz aus zwei Gründen: Im Vergleich zum Weser-Kurier ist sie von der kulturellen Seite her ausführlicher (überregional). Und das Veranstaltungsprogramm im Lokalteil ist für uns interessant: Von Bremervörde fährt man eine Stunde bis ins Viertel.

Adolf Pösel, Mitarbeiter der Umweltbehörde, 52, Bremen: Ich lese schon dienstlich einigermaßen re

hier bitte das Foto

mit den drei Zeitungs-

lesern

gelmäßig die taz — gezielt auf meine Themen, auf den Umweltschutz hin. Manchmal machen mich Mitarbeiter, die sie abonniert haben, morgens schon auf bestimmte Berichte aufmerksam. Dabei habe ich festgestellt, daß die Artikel oftmals besser recherchiert und die Schreiber besser informiert sind als bei der Konkurrenz. Ich habe mir gesagt: Ich will das regelmäßig haben. Die andere Zeitung in Bremen, die ich auch abonniert habe, ist da ein bißchen fad, kritiklos.

Klaus Pohlmeyer, Diplom-Psychologe, 45, Bremen: Erstens wollte ich die taz schon lange haben. Die politische Linie gefällt mir gut. Zweitens habe ich in den letzten Wochen den Weser-Kurier abbestellt. Denn der Weser-Kurier versucht im Feuilleton, einen Abguß der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ herzustellen. Eine Agenturmeldung nach der nächsten. Das was im kulturellen Bereich stattfindet, an kleineren bremischen Sachen, findet sich nur in der taz wieder.

2. Abgänge und Mißfallen

Armin Holle, Rechtsanwalt, Twistringen: Direkt als die taz gegründet wurde, wohnte ich in einer WG („Wohngemeinschaft“). Da war es selbstverständlich, daß sie abonniert wurde. Ausschlaggebend für die KÜndigung war, daß im Bremer Teil oft Sachen standen, über die ich mich geärgert habe. Zum Beispiel in der Asylberichterstattung, da hieß es einmal: „Die AWO bietet Schweinefraß an“, das hat mich gestört.

Außerdem kann ich für die Drogenabhängigen nicht soviel Verständnis aufbringen wie Sie. Die Junkies sind für mich irgendwie miese Typen. Als Anwalt vertrete ich sie nur, wenn sie sich völ

lig von der Szene trennen wollen. In der taz werden die Junkies aus einer diffusen Verständnishaltung heraus grundsätzlich zu Opfern deklariert, ihnen wird alles nachgesehen. Der Kommentar „Bauern(straßen)-Opfer“ war typisch für diese Richtung. Ich habe dann noch einen Tag gewartet, aber der Kommentator hat sich nicht entschuldigt. Dann habe ich gekündigt.

Barbara Schüll, Bremen: (Wir zitieren aus ihrer schriftlichen Kündigung:) Euren Regionalteil fand ich schon immer recht schwach. Terminankündigungen fehlen oft ganz, aber damit konnte ich bislang leben. Richtig sauer bin ich nun aber endgültig über den Kommentar „Bauern(straßen)-Opfer“. Auch bei uns haben sie bislang zweimal eingebrochen. Ein Herunterspielen der täglichen Gewalt und ein Wettern gegen beunruhigte und aufbegehrende Anwohner macht Euch zu einer einseitigen und für mich endgültig unlesbaren Zeitung.

Irmi Blekker, 38, Noch-Bremen, bald Moskau: Es war immer schön, nachts um eins nach Hause zu kommen und bei einem Glas Wein den Lokalteil zu lesen. Ein einmaliger Service. Ich kündige, weil ich aus beruflichen Gründen nach Moskau gehe. Sonst hätte ich die taz weitergelesen. Ich fand sie ausgesprochen gut mit dem Lokalteil: obwohl mich der schlampige Umgang mit Terminen geärgert hat oder letztens der Kommentar zur Bauernstraße.

Nach Moskau will ich mir den Weser-Kurier nachschicken lassen und nicht die taz: Im Weser- Kurier sind die Amtlichen Bekanntmachungen abgedruckt, die Stellenangebote interessieren mich.

Jens Gäting, Student, 25, Bremen: Ich will mal eine neue Zeitung ausprobieren. Ich habe bisher immer alle ein, zwei Jahre gewechselt. Sonst wird's langweilig. Außerdem sind wir gerade auf Wohnungssuche, da brauche ich den Weser-Kurier. Wenn ich eine Wohnung gefunden habe, werde ich wieder wechseln, wohin, weiß ich noch nicht.

Umfrage: Barbara Debus

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