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Die Spiele sind gemacht

■ Bremer Klavierwettbewerb: Kein 1., zwei 2. Preise

Hätten Sie gedacht, daß man vom Klavierspielen Sehnenscheidenentzündungen bekommen kann? Einer von 40 KandidatInnen zum Bremer Klavierwettbewerb hat offensichtlich so viel und mutaßlich mit ungünstiger Technik geübt, daß er am Wettbewerb nicht mehr teilnehmen konnte. Blieben 39 — unter ihnen übrigens immerhin bis in den dritten Durchgang (6 von 39 TeilnehmerInnen) die Pianistin Sibylla Joedicke, die in Bremen bei Kurt Seibert ausgebildet wurde.

Die Spiele sind gemacht, die Preise seit gestern abend vergeben. Streng, aber möglichst gerecht fand die siebenköpfige, international besetzte und renommierte Jury des europaweit ausgerichteten Bremer Klavierwettbewerbs, daß es bei keiner PianistIn für einen 1. Preis reichte. Sie vergab zwei zweite, verzichtete auf den dritten Preis und begeisterte sich für drei SpielerInnen so, daß Förderpreise heraussprangen. Die Jury meinte auch, daß deutsche KandidatInnen schlechter ausgebildet waren als die AusländerInnen. „Wer am längsten, schnellsten, lautesten, fehlerlosesten spielte — das war uns egal“, betonte gestern Jury-Vorsitzender Peter Schilbach vor der Presse, „wir haben nach der künstlerischen Persönlichkeit gesucht.“ Und da gab es enorme Bandbreiten. Es war eine Frau, Nadja Rubanenko aus Leningrad, die „viel emotionale Prägung, viel subjektive Farbgebung“ (Schilbach) in ihr Spiel legte und einen der beiden 2. Preise (7.500 Mark) gewann. Und es war ein Mann, Rafael Luszczewski aus Polen, zweiter Preisträger, der als „streng gestaltender Pianist sehr ernsthaft, fast spröde mit den Kompositionen umging“ (Schilbach).

Die große Überraschung aber kam aus Lettland. Zane Stradyna schaffte es bis in den 4. Durchgang. Sie hat zu Hause in Riga nicht einmal ein eigenes Klavier zur Verfügung, hatte auch noch nie mit einem Orchester zusammen gespielt und trat völlig ohne Wettbewerbs-Erfahrung und -Routine auf. „Sie hat sich im Orchesterspiel sehr achtbar aus der Affaire gezogen“, fand Schilbach. Zane schaffte die letzte Hürde nicht, bekam aber von der begeisterten Jury einen der drei Förderpreise.

Der Bremer Klavierwettbewerb war eine Premiere. Die Jurymitglieder fanden, daß Programmauswahl und Anforderungsniveau dem internationalen Standard entsprachen. In zwei Jahren kann in Bremen neu gesetzt werden. S.P.

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