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Kreml-Schätze: sog. Resümee

■ „Peter der Große“ brachte 2,9-Mio.-Defizit / Staatsrat weicht Fragen aus

Das arme Überseemuseum war gestern schwer und gleich doppelt geschlagen. Erstens mit der unschönen Aufgabe, den versammelten JournalistInnen ein Riesen-Defizit aus der Peter-Ausstellung darzulegen. Zweitens mit dem noch Großen Vorsitzenden, Kultur-Staatsrat Reinhard Hoffmann, der es sich nicht nehmen ließ, händevoll Nebelkerzen statt der angekündigten Zahlen in die Presse-Runde zu werfen, trostreiche Worte auszusprechen („in der Zukunft werden wir den Gremien Zahlen unterbreiten“) — als hätte man ihn unanständigerweise aufgefordert, den Inhalt seines Privat-Portemonnaies öffentlich vorzuzählen.

Dankenswerterweise bemühten sich zumindest die Museums-Leiterin Dr. Kuster-Wendenburg und der Agentur-Chef Pölking- Eiken, erste Überlegungen und Analysen anzubieten und Ausgaben und Einnahmen gegenüberzustellen (vgl. Kasten links), nachdem am Sonntag die Schätze- Schau abgelaufen war.

Statt der erhofften 300.000 BesucherInnen (so viele waren zum Zarengold vor 2 Jahren gekommen) hatten nur 165.000 die Kremlschätze sehen wollen. Folge: Weniger Einnahmen durch Eintrittskarten und Kataloge. Statt der kalkulierten halben oder ganzen Million hatte es nur 100.000 Mark Sponsoren-Gelder gegeben. Die Ausgaben waren im kalkulierten Rahmen von 5,8 Mio. geblieben.

Was ist falsch gelaufen? Das Presse-Echo war bundesweit gut. Prompt kamen zwei Drittel der BesucherInnen nicht aus Bremen und Umgebung, wie eine Umfrage im Sommer herausfand. Um die BremerInnen per flexibel umgestellter Werbe-Strategie doch noch ins Überseemuseum hineinzuziehen, dies eben ist gescheitert. „Vor zwei Jahren gab es Gorbi-Manie“, erklärte die Museums-Chefin, „deshalb waren die damaligen Besucherströme vielleicht untypisch hoch.“ Was noch? Hätte man statt des komplizierten Vorverkauf-Systems lieber öffentlichkeitswirksame Menschenschlangen in Kauf nehmen sollen? War das Beiprogramm mit Führungen, Videos, Schüler-Programm, Abend-Veranstaltungen, 2 Katalogen, Museums-Zeitung zu teuer? War es falsch, mit dem Titel („Schätze aus dem Kreml“) an den Renner „Gold aus dem Kreml“ zu erinnern? Und: Wer bezahlt die Spesen? Das muß der Senat entscheiden, orakelte Hoffmann. Ob das Ganze nun richtig war? „Das werden wir zu überlegen haben.“ Sinnspruch: „Abgesehen von den zu hohen Erwartungen war die Ausstellung ein großer Erfolg.“ Das stimmt. Immer. Susanne Paas

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