: Moderner Fünfkampf
■ Das Tanztheater Rubato in der Theatermanufaktur
Nicht genau zu bestimmen sind die Grenzen zwischen Spiel und Ritual auf dem »Penta-Platz« in der neuen Inszenierung des Tanztheaters Rubato. Drei Tänzer und zwei Musiker bewegen sich nach geheimen Regeln über den Platz. Fünfzehn Stühle ohne Sitzfläche bilden die einzigen Requisiten, und wie in der »Reise nach Jerusalem« geht es um die Eroberung von Plätzen, um Macht, Schnelligkeit, Besitz. Mit den Stühlen werden Terrains abgesteckt, sie dienen als Barrikade oder Vehikel, als Falle oder Waffe. Die Strukturen der Spiele und Codes der Mitspieler wechseln: Konkurrenzen und Dreiecksbeziehungen werden abgelöst von Sequenzen, in denen die exakt ineinandergreifenden Bewegungen der Spieler ihnen das Aussehen von mechanischen Puppen geben, gesteuert von einem anonymen Räderwerk. »Penta-Platz« endet mit einem schrägen Zirkusmarsch, zu dem sich alle fünf Mitspieler, mit Instrumenten ausgerüstet und in einem je speziellen Bewegungsrhythmus, zusammenfinden. Ein komisches und unheimliches Bild zugleich: Denn während in dieser Schlußszene einerseits jeder der fünf endlich die fremden Regeln abgestreift zu haben scheint, um einen Ausdruck seiner eigenen Individualität zu finden, begegnen sie sich andererseits wieder in einem rasselnden und scheppernden Rhythmus.
»Penta-Platz« ist das sechste Stück von Jutta Hell und Dieter Baumann. Ihre Bewegungen entwickeln sie aus den banalen Alltagsgesten und nicht aus den gereinigten uns stilisierten Posen des klassischen Tanzes; sie nehmen die Wirklichkeit des von Konventionen überformten und vom Verfall gezeichneten Körpers an.
Nicht ganz ausbalanciert sind die Umschwünge zwischen Stille und Erregung, Hektik und Müdigkeit auf dem »Penta-Platz«. Sprünge zwischen den Abstraktionsebenen, abrupte Wechsel der Spielrhythmen lassen manche Situationen schwer orten, der assoziative Kontext verschwimmt im Vagen, die Spannung erlahmt. Erst mit den komischen Momenten, die aus dem manchmal schon heftig auf die Nerven gehenden GErangel um die Stühle entstehen, sichern sie sich wieder die Aufmerksamkeit. Katrin Bettina Müller
»Penta-Platz« in der Theatermanufaktur, ab heute bis zum 13.10., jeweils um 20.30 Uhr
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