Prozeß gegen Frauenmörder begann

Essen (dpa) — Zum Auftakt des Prozesses wegen vierfachen Frauenmordes vor einer Essener Schwurgerichtskammer hat der Angeklagte Ulrich Schmidt am Dienstag jede Aussage verweigert. Dem 35jährigen wird vorgeworfen, in den Jahren 1987 und 1989 in Essen vier Frauen sexuell mißbraucht, beraubt und danach umgebracht zu haben. Außerdem soll er für zwei weitere versuchte Morde und andere Gewaltdelikte verantwortlich sein.

Nach Darstellung von Staatsanwalt Jochen Rehling ereigneten sich die blutigen Überfälle jeweils kurz nacheinander zwischen Mai und Juli 1987 sowie zwischen März und August 1989. Bei dem ersten Opfer handelte es sich um eine 46jährige, die von Schmidt nach einem gescheiterten Vergewaltigungsversuch erstochen worden sein soll. Zwei Wochen später wurde eine 59jährige mißbraucht und beraubt. Ihre schweren Stichverletzungen überlebte sie nur durch eine Notoperation. Am 5. Juli 1987 starb eine 63 Jahre alte Frau an den Folgen von Stichverletzungen, nachdem sie beraubt und sexuell mißbraucht worden war.

Für diese Taten, so die Ermittlungen, sei der Angeklagte, der zu dieser Zeit nach jahrelangem Gefängnisaufenthalt von einem Hafturlaub nicht zurückgekehrt war, ebenso verantwortlich wie für eine Serie schwerer Gewaltdelikte, die nach seiner Haftverbüßung 1989 in Essen begangen wurden: Neben zwei Morden — Opfer waren eine 19 und eine 23 Jahre alte Frau — wirft die Staatsanwaltschaft Schmidt einen weiteren Mordversuch, drei Vergewaltigungen und einen Raubüberfall auf eine Familie vor.

Auf die Spur des Angeklagten waren die Ermittler im August 1989 gekommen, als der Vergewaltiger in der Wohnung eines Opfers seine Kamera vergaß. Ein Film aus dem Apparat zeigte nicht nur Bilder dieser Frau, sondern auch Privatfotos von Schmidt. Frühere Opfer erkannten den Beschuldigten später auf den Fotos wieder. Zum Prozeßauftakt verlas der Vorsitzende Richter ein Dutzend früherer Verurteilungen des 35jährigen. Aus Angaben zum Lebenslauf ergab sich, daß Schmidt aus zerrütteten Familienverhältnissen kommt und bereits früh in Heime eingewiesen worden war, aus denen er immer wieder flüchtete. Der Prozeß wird am Dienstag nächster Woche fortgesetzt.