: Kinderhändler in flagranti erwischt
■ Neun Personen vorläufig festgenommen/ Es besteht Verdacht auf Kindesentführung und -verkauf
Berlin. Die Berliner Polizei ist einem Täterkreis auf der Spur, der offensichtlich Kinderhandel betreibt. Wie Kriminalrat Heinz-Werner Aping gestern vor Journalisten sagte, wurden in der Nacht neun Personen vorläufig festgenommen, die in dem Verdacht stehen, Kinder entführt und verkauft zu haben.
Die Ermittlungen laufen seit Mittwoch nacht, als aus einem von Asylbewerbern bewohnten Heim in Spandau der einjährige Mate S. verschwunden war. Gegen 1.15 Uhr hatten zwei Männer den kleinen Mate durch ein offenstehendes Schlafzimmerfenster aus dem Bett geholt. Der Pförtner beobachtete die beiden Männer, wie sie mit einer großen, vollbepackten Reisetasche das Heim verließen.
Nach Befragung von Heimbewohnern konnte die Polizei einen 23 Jahre alten Jugoslawen und einen 27jährigen Rumänen als Tatverdächtige identifizieren. Der Rumäne hatte nach Aussagen von Bewohnern in letzter Zeit häufig nach Leuten gefragt, die ihr Kind verkaufen wollten. Die beiden Männer wurden vorläufig festgenommen, der Rumäne hat inzwischen die Tat gestanden. Anschließende Fahndungen bei Verwandten und Bekannten des Rumänen führten die Polizei zu einer Wohnwagensiedlung in Charlottenburg, wo auch der rote Ford »Granada« gefunden wurde, mit dem der Rumäne häufiger gesehen worden war. Bei der Durchsuchung von zwei Wohnwagen entdeckte die Polizei neben dem entführten Mate drei weitere, bislang nicht identifizierte Kinder im Alter von zwei, sieben und zwölf Jahren, die inzwischen ins Kinderheim gebracht wurden. Mate ist wieder bei seinen Eltern. Als Hauptverdächtiger gilt ein 50jähriger Holländer, der rumänischer Abstammung ist.
In seinem Wohnwagen befanden sich Mate, schon vollkommen neu eingekleidet, und ein zweijähriges Mädchen. Außerdem wurden 35.000 Mark in bar und eine gestohlene Schußwaffe sichergestellt.
Hinweise bei den Ermittlungen ergaben, daß der Holländer die Kinder für 13.000 und 16.000 Mark gekauft haben soll und vermutlich nach Frankreich weiterverkaufen wollte. Die Vernehmung der anderen Festgenommenen, alles Angehörige des Rumänen, läuft noch. dpa
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