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265.000 reichen nicht

Dänische Linkszeitung 'Information‘ in der Krise  ■ Von Reinhard Wolff

Von 40 auf 33 RedakteurInnen soll die Redaktion der 'Information‘ schrumpfen, Einsparungen von etwa 1,3 Millionen Kronen (rund 350.000 DM) sollen das Blatt aus den roten Zahlen führen. Dänemarks linkes Qualitätsblatt — eine Mischung aus taz und 'Libération — muß weiterhin ums Überleben kämpfen. Nachdem im Frühjahr neue Kapitalgeber — darunter der Verlag der schwedischen 'Dagens Nyheter‘ — gefunden worden waren, mit deren Hilfe eine Umstrukturierung und deutliche Seitenerweiterung finanziert werden konnte, wurde zwar der Abwärtstrend in der Auflage gebrochen. Doch der Zuwachs des erweiterten und in der Aufmachung leserfreundlicher gewordenen Blattes war wesentlich geringer als erhofft: Ein Plus von gerade 650 hin zu einer Auflage von 26.500 reicht nicht aus. Zwar konnten mit erheblich reduzierten Abo-Preisen in den letzten Wochen noch mal 6.000 neue Abonnenten gewonnen werden, aber der Ökonomie der Zeitung würde dies nur helfen, falls die meisten von ihnen tatsächlich dauerhafte LeserInnen bleiben würden. Auf 5 Millionen Kronen (rund 1,25 Millionen DM) wird sich das Minus der 'Information‘ im Budgetjahr 1990/91 belaufen. Auch wenn die Redakteursversammlung deshalb Verständnis für das Sparprogramm der Verlagsleitung zeigte, gibt es in der Redaktion große Zweifel, ob die Rechnung „Mehr Leser durch weniger Redakteure“ aufgeht. Schon nach der Umlegung im Frühjahr hatten sich die Klagen im Leserkreis gehäuft, daß das Eigenprofil der Zeitung durch den gestiegenen Anteil der Agenturmeldungen immer verschwommener werde. Der Verlag hofft, die meisten Entlassenen als freie MitarbeiterInnen für die 'Information‘ retten zu können. Einsparungsmöglichkeiten bei der Technik gibt es bei der 'Information‘ mittlerweile nicht mehr, nachdem die Produktion im Frühjahr durch Entlassung der letzten elf SetzerInnen ganz außer Haus verlegt worden war.

Ein anderes Rezept zum Überleben hat die norwegische 'Klassekampen‘ gestartet. Von der exmaoistischen AKP herausgegeben, aber von dieser redaktionell mittlerweile recht unabhängig, wird 'Klassekampen‘ trotz einer Miniauflage von 10.000 von KennerInnen der norwegischen Presse ganz oben auf der Rangliste von Qualitätszeitungen eingeordnet. Das Blatt, für fundierte Analysen und gute Reportagen bekannt, hat es verstanden, sich durch mutige Enthüllungsgeschichten aus dem offensichtlich nie versiegenden Sumpf politischer Korruption im Lande einen Namen zu machen. Dem Abwärtstrend in der Auflage versucht man hier seit Oktober mit einer kräftig erweiterten Redaktion und einem erhöhten Seitenangebot entgegenzuarbeiten.

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