: O du schönes Heliozoen!
■ Universität versteckt ihre 20jährige Geschichte in der Unteren Rathaushalle
Was haben Schiffstakelagen, Getreidekörner, Chaosforschung und Musik gemeinsam? KünstlerInnenhand und Progammierkunst können sie abbilden. Die Ergebnisse sind unter dem Titel „Wissenschaft als schöne Kunst“ zur Zeit in der Unteren Rathaushalle zu betrachten. Das Ganze soll zur Feier des 20jährigen Bestehens der Universität Bremen das ästhetische Empfinden der BesucherInnen anregen und ihnen gleichzeitig Höhepunkte universitären und interdisziplinären Schaffens nahebringen.
Da ist zunächst der Fachbereich Kunst mit dem Anspruch, einen Querschnitt verschiedener künstlerischer Techniken zu zeigen. Da sind: ein Dutzend gut studierter Kohle- und Kreidezeichnungen von Schiffsrümpfen und Takelagen, fern von der „entfremdeten Umgebung der Universität“ mit schnellem Strich aufs Papier gebracht, dann eine Reihe von reizvollen Druckgrafiken und Serigrafien. Drei ineinandergreifende orangefarbene Vogelschwingen leiten über zu den eher von den Naturwissenschaften, so Konrektor Jörg Berndt, „abgefallenen“ Kunstwerken. „Chaotischer Abstraktor“, „punktförmige Zustände aufgrund von chemischen Reaktionen“, „mathematische Formel“ erklären Bildtexte unter bunten Gebilden. Ganze entzückend auch die elektronenmikroskopisch vergrößerten Sporenmuster eines Pilzes und die elektronenmikroskopische Aufnahme eines Querschnitts durch ein Axopodium eines Heliozoen, sowie kitschigbunte und göttlich vollkommene, wie im Weltall taumelnde Apfelmännchen, die Entdeckung der Struktur im Chaos. BVP4 steht beispielsweise unter seepferdchenförmigen Kringeln, die an Omas Spitendeckchen erinnern oder Blauer Planet und Unranus. Letzere Bildunterschriften erklären unerklärliche Planetenähnliche Bildobjekte. Ziel und Zweck der Forschung vergaßen die AusstellungsmacherInnen vor Begeisterung zu erwähnen. Erfrischend konkret dagegen die Klangausstellung des noch jungen Zentrums für elekroakustische Musik: Aus der Schnittmenge aus Physikern und Musikern entstehen hier neue Töne und neue Hörgenüsse.
Die karge historische Fotoreihe über die Universität und große nichtssagende Tafeln über die Arbeit in den Fachbereichen können daran nichts ändern: Die BesucherIn weiß über 20 Jahre Bremer Universität hinterher so viel wie vorher. Beate Ramm
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