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„Endlich etwas tun“

■ Stadtteilgruppe gegen Nazi-Terror will aktiv werden — weiß aber nicht wie

Anschläge auf AusländerInnenWohnheime, Hakenkreuz- Schmierereien an ausländischen Geschäften und Übergriffe auf Passanten: Bremen macht im bundesweiten Kontext rassistisch motivierter Aktionen keine Ausnahme. Die Atmosphäre in der Hansestadt ist aufgeheizt, und so bildeten sich in mehreren Stadtteilen Initiativen, „endlich etwas zu tun“, so eine Teilnehmerin der Findorffer Gruppe.

Das Plenum der Kampagne „Aktiv gegen Nazi-Terror“ im Bremer Westen, etwa 50 bis 60 Menschen stark, versteht sich als Selbsthilfe-Gruppe, nicht als „Mobiles Einsatzkommando“ bei Überfällen. Doch mit welchen Strategien ein friedliches Miteinander in den Stadteilen Findorff und Walle erreicht werden soll, darüber besteht bisher kein Konsens. Daß langfristig geplant werden muß, um eine sinnvolle Arbeit zu leisten, fand noch breite Zustimmung, doch schon allein bei der Diskussion, an die Öffentlichkeit zu gehen oder nicht, herrschte große Uneinigkeit. Auch ihren Treffpunkt wollte die Gruppe nicht veröffentlicht wissen.

Probleme hatte die heterogene Gruppe damit, konkrete Aktionen auf eine breite Basis zu stellen. Ansätze dazu gab es. Eine Telephonkette bildet den bisherigen Kern der Aktivitäten. Beim „Ernstfall“ sollen über sie in kurzer Zeit die nötigen Hilfskräfte mobilisiert werden. Eine Definition für den „Ernstfall“ gibt es jedoch nicht. „Nach Gefühl“ und „wenn ich eine Horde Glatzen auf der Straße sehe“ waren einige Erklärungen für das Auslösen der Kette.

Findorff und Walle haben einen hohen ausländischen Bevölkerungsanteil. Nach dem Brandanschlag auf ein Wohnheim in Schwachhausen mehren sich die Befürchtungen, daß ähnliche Aktionen auch im Wohngebiet der „Gruppe gegen Nazi-Terror“ passieren könnten. Mit wem und wieviel potentiellen Angreifern es die Gruppe zu tun hat, darüber gibt es keine Vorstellungen. Allgemein werden rechtsradikale Skinheads als größte Gefahr angesehen. Dementsprechend groß ist in Teilen der Gruppe die Gewaltbereitschaft im Verteidigungsfalle. Andere Mitglieder bestanden auf rein pazifistischen Mitteln zur Abwehr von Gewalt gegen Ausländer im Stadtteil. Doch selbst die verschiedenen Ausländer-Gruppen sind nicht gleich erfreut über Hilfe von Deutschen. Während einige Schwarzafrikaner aus Angst und bitterer Erfahrung dankbar über Hilfsangebote waren, lehnten angesprochene Libanesen das Erscheinen der Gruppe bei Angriffen auf ihre Unterkünfte ab. Sie seien kampferprobt genug, versicherten sie.

Einen wichtigen vorläufigen Schwerpunkt ihrer Arbeit sieht das Plenum in Vorbeugeaktionen zum Jahrestag der Reichsprogrom-Nacht am 9. November. Informationsstellwände, ein Flugblatt zur Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung und organisierte Nachtsparziergänge sollen Gewalt verhindern. J.F.

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