: Start: 33 Sek. in der Luft
■ Karl Knauer: ein halbes Jahrhundert Fliegerausbildung in Delmenhorst
„Seine grauen Haare“, so erzählt Karl Knauer, „haben ihm die Anfänge der Segelfliegerei gebracht, als die Schüler noch allein in offenen Holzkonstruktionen ihre Hüpfer absolvierten.“ Doppelsitzige Flugzeuge für die Anfängerschulung gab es noch nicht. Seit einem halben Jahrhundert bildet der 71jährige, der jetzt in Oldenburg bei Bremen lebt, junge Piloten in der Segelfliegerei aus. So konnte er ein Jubiläum feiern, das in Niedersachsen einmalig ist. Vor 50 Jahren bestand er seine Prüfung zum Fluglehrer. „Faszination Fliegen“ hieß von da an sein Leitspruch.
Im schlesischen Stolz hat Karl Knauer 1935 mit einem 33 Sekunden-Flug seine erste Hürde zur Pilotenlizenz nach zweijähriger Ausbildung genommen. Vier Jahre später, im August, zog ihn die Luftwaffe ein und bildete ihn zum Segelfluglehrer aus. Karl Knauer ist ein Allround-Flieger. Vom Kunstflug bis zum Motorsegler reichen seine Lizenzen. 1951, nach der Freigabe des Luftraumes durch die Alliierten, startete er den Neubeginn des Segelfluges mit anderen zusammen.
Was damals kurze 33 Sekunden im Gleitflug waren, ist heute ein Flug über mehrere Minuten in einem eleganten weißen Flugzeug in einigen hundert Metern Höhe. Jetzt sitzt der Fluglehrer mit im Flugzeug und kann bis zum Alleinflug seines „Schützlinges“ helfend eingreifen.
Trotz seiner 71 Jahre ist der Oldenburger beinahe jedes Wochenende auf dem Flugplatz „Große Höhe“ bei Delmenhorst. Sein Rat ist gefragt. Die Schüler sprechen von Karl Knauer und wie er mit eiserner Hand in der ersten Zeit den Steuerknüppel führt. Unmerklich übernimmt der junge Pilot aber stetig mehr die Führung über das Flugzeug, bis Karl Knauer und seine Fluglehrer-Kollegen ihn dann allein starten lassen. Über Jahre begleitet er den Piloten noch, und heute sind seine ehemaligen Flugschüler ebenfalls Lehrer.
Thomas Wattenberg/dpa
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