„Ohne Fremde sind wir allein“

■ Am Wochenende konstituiert sich in Niedersachsen ein bundesweit einmaliges Bündnis gegen Ausländerhaß

Hannover (taz) — „Ohne Fremde sind wir allein.“ Unter diesem Motto wird sich am Samstag den Niedersachsen ein „Bündnis gegen Außländerhaß und Fremdenfeindlichkeit“ vorstellen, das außergewöhnlich für die Bundesrepublik ist. Unterzeichnet von Gewerkschaften, Unternehmerverbänden, christlichen Kirchen, jüdischen Gemeinden, Wohlfahrtsverbänden und von Jugend-, Sport- und Schülerorganisationen, soll in allen niedersächsischen Lokal- und Regionalzeitungen ein Aufruf erscheinen, der Gewalt gegen Ausländerinnen und Ausländer als „menschenunwürdig“ verurteilt und ein „aktives Bündnis“ von den Menschen fordert, die für „gute Nachbarschaft und ein friedliches Zusammenleben“ eintreten. Initiiert hat das Bündnis, in dem inzwischen so gut wie alle sogenannten gesellschaftlich relevanten Gruppierungen Niedersachsens vertreten sind, die Ausländerbeauftragte des Landes, Gabriele Erpenbeck. Den Aufruf des neugegründeten Bündnisses will der Verband der Zeitungsverleger kostenlos veröffentlichen. Dem Bündnis geht es darin um „den Schutz der Fremden bei uns“.

Bei ihrem gestrigen ersten Treffen haben sich die in dem Bündnis vertretenen landesweiten Organisationen verpflichtet, in Niedersachsen nun auch auf lokaler Ebene ähnliche Bündnisse, Runde Tische oder Aktionsgruppen gegen Ausländerhaß zu gründen. Die Ausländerbeauftragte hat außerdem bereits an den Kunsthochschulen des Landes einen Plakatwettbewerb zu dem Thema „Ohne Fremde sind wir allein“ ausgeschrieben, und Sponsoren haben bereits zugesagt, ein Plakat kostenlos zu drucken und dafür auch Plakatflächen zur Verfügung zu stellen.

Frau Erpenbeck will 800.000 bis eine Million Mark an Spenden zusammenbekommen, um damit einen Infobus anzuschaffen, der Betriebe oder Kirchengemeinden direkt mit „sachlicher Information“ versorgen soll. Mit der Forderung nach Isolierung derer, die „aggeressiv und brutal Menschen bedrohen“, will das Bündnis im übrigen zeigen, daß „diese Menschen allein stehen und von den gesellschaftlich relevanten Gruppen nicht gedeckt sind“. Wie allerdings aktives Handeln und ein Schutz der Fremden nun konkret aussehen sollen, konnte gestern niemand so recht sagen. Darüber schienen die Meinungen doch auseinanderzugehen. Jürgen Voges