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Wohnungsbau - vielleicht eine Nummer zu groß

■ Erhöhte Kostenmiete im Sozialen Wohnungsbau, Forderung nach Großbauprojekten wie das Märkische Viertel und anderes waren Themen der Diskussion im Verein Stadttor / Senatsvertreter hält den...

Berlin. Mit der Bemerkung: »Die unangenehmste Art, bankrott zu machen, ist der Soziale Wohnungsbau, mit Frauen oder Spielbanken ist es viel angenehmer«, erheiterte Gerhard Bubel, Geschäftsführer der freien Wohnungsbauunternehmen, das Publikum, das am Dienstag abend zum Verein Stadttor gekommen war. Vier männliche Sozialdemokraten überwiegend reiferen Alters und die ehemalige AL-Umweltsenatorin Michaele Schreyer diskutierten darüber, ob das ehrgeizige Wohnungsbauprogramm des Senats nicht eine Nummer zu groß sei.

Scheitern wird das Programm, wenn, dann am Geld, meinte Bubel. 34 Mark pro Quadratmeter beträgt die Kostenmiete im Sozialen Wohnungsbau, und wenn die Berlinförderung Ende des Jahres ausläuft, dann steigen die Zinsen und damit die Kostenmiete auf 40 Mark pro Quadratmeter, warnte er. Optimistischer war Günter Fuderholz, zuständiger Abteilungsleiter beim Bausenator. Die 80.000 bis 100.000 geplanten Wohnungen seien das kleinste Programm der Nachkriegszeit, bisher seien in Ost- und West-Berlin zusammen immer mehr Wohnungen gebaut worden — dies allerdings mit Großprojekten wie dem Märkischen Viertel und Marzahn. Deshalb brauche man auch jetzt wieder solche Großsiedlungen. Man wolle dieses Jahr 12.000 Wohnungen bewilligen und sich bis 1993 auf 18.000 Wohnungen jährlich steigern. Berlin müsse den Einstieg in den freifinanzierten Wohnungsbau schaffen, sagte Fuderholz weiter. 2.000 bis 3.000 Wohnungen pro Jahr würden schon jetzt ohne öffentliche Gelder gebaut. Der Senat habe deshalb den sogenannten 3. Förderweg gestrichen, bei dem Bauzuschüsse gezahlt wurden, aber keine Miet- und Belegungsbindung existiert. Statt dessen werde man den sogenannten 2. Förderweg erweitern. Dort beträgt die Miete zwischen neun und 18 Mark pro Quadratmeter für die Dauer von zehn und 25 Jahren.

Um die Baukosten zu senken, müsse der Berliner Markt auch für ausländische Anbieter geöffnet werden, forderte Volker Härtig vom Verein Stadttor. Thies-Martin Brandt, Vorstand der landeseigenen DeGeWo, sagte hingegen, den städtischen Gesellschaften gehe es wirtschaftlich nicht schlecht, zudem könne man den Wohnungsbau über Immobilienfonds finanzieren. Das größere Problem sei die Grundstückspolitik der Treuhand und des Finanzsenators. In Potsdam könne die DeGeWo demnächst Wohnungen bauen, weil ihr die Stadt nach dem Investitionsgesetz Grundstücke verkauft habe. In Ost-Berlin sei dies nicht möglich, da dort die Alt-Eigentümer bevorzugt werden. »Ich glaube, der Finanzsenator schickt die Vorschläge von Investoren an die Alt-Eigentümer, damit die die als ihre eigenen einreichen können«, bemerkte Brandt. Man habe schon einmal monatelang mit ehemaligen Kombinaten um Grundstücke verhandelt, bis sich plötzlich herausgestellt habe, daß die in Wirklichkeit Siemens gehörten, klagte er weiter. Ähnlich sah auch Michaele Schreyer das Problem. Die Treuhand habe sogar einen Gutteil der 28.000 Hektar messenden ehemaligen Stadtgüter in Brandenburg, für die das Land Berlin Rückübertragungsansprüche angemeldet habe, an privat verkauft, erinnerte sie. Berlin und Brandenburg, forderte Schreyer, müßten eine gemeinsame Raumordnungsplanung betreiben. Die Vereinigung der beiden Bundesländer jedoch sieht Bubel noch in weiter Ferne. »Das wird daran scheitern, daß es zuviele Funktionäre gibt, die man nicht alle unterbringen kann«, meinte er. esch

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