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Dingensmäßig

Mannheim (ap/taz) „Mäßig“ ist boommäßig angesagt: Die Verwendung von Wörtern, die mit „mäßig“ enden, nimmt nach Beobachtungen des Instituts für deutsche Sprache in jüngster Zeit überhand.

In seinem neuesten Sprachreport führt das Mannheimer Institut zahlreiche einschlägige Beispiele an, die diesen Trend belegen:

Da das Wochenende wettermäßig vielversprechend begann, machten sich offenbar ausflugsmäßig viele auf den Weg in die Stadt. So war die City schon am Freitagabend besuchermäßig überlastet. An vielen Stellen herrschte verkehrsmäßig völliges Chaos. Dazu schreibt eine Linguistin: „Dieser fingierte Lagebericht enthält wohl unmäßig viele Mäßig-Adjektive, liegt damit aber sprachmäßig voll im Trend. Denn das kleine Wörtchen mäßig, als Endsilbe verwendet, ist ja so praktisch, so handlich, so vielseitig zu gebrauchen. Und darum erlebt es zur Zeit einen regelrechten Boom.“ Grammatikmäßig sei daran nichts auszusetzen, aber stilistisch sei allzuviel „mäßig“ höchstens mittelmäßig.

Die Endsilbe „mäßig“ sei zwar modisch, aber durchaus nicht unentbehrlich. Es sei ja so „herrlich bequem“; man nehme ein Substantiv, hänge „mäßig“ dran, und jeder verstehe, was gemeint sei: fabrikmäßig herstellen, fahrplanmäßig ankommen, robotermäßig arbeiten, gehaltsmäßig unzufrieden sein. Es gebe aber genügend Möglichkeiten, die Mäßig-Mode zu umgehen, so das Institut. Eine kneipenmäßige Atmosphäre sei eine kneipenartige oder kneipenhafte Atmosphäre. Prinzipienmäßig nichts trinken sollte man lieber prinzipiengetreu oder prinzipiengemäß tun. Gelegentlich sei die Wortbildung mit „mäßig“ ganz überflüssig, weil schon eine entsprechende Angabe vorhanden sei. Als abschreckendes Beispiel wurde genannt: „Ich weiß nicht, ob das raummäßig alles in einem Zimmer untergebracht werden kann.“

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