piwik no script img

Über's Niederdeutsche

■ Projekte / Platt-Beauftragte / Platt als Schulfach / Sorgen und schöne Aussichten

Wer früher in der Schule platt schnackte, mußte sich nicht selten mit dem Stigma –restringierter Sprechkompetenz' in die Ecke stellen. Jetzt läßt das niedersächsische Kultusministerium ein vierjähriges Pilotprojekt steigen, um den Stellenwert der Regionalsprache wiederzuentdecken. 30 LehrerInnen aller Schulformen und —stufen in Ostfriesland arbeiten seit Schuljahresbeginn an dem Projekt, das die fördernden und hemmenden Bedingungen des Niederdeutschen in der Schule erforschen. Das Prestige des Plattdeutschen im Alltag der Jugendlichen unter die Lupe zu nehmen gehört dazu ebenso wie plattdeutsches Kinder- und Jugendtheater. Informationen: Ostfriesische Landschaft, Aurich, T.: 04941-17990.

In Nordfriesland gibt es jezt einen Plattdeutsch-Beauftragten. Die Schleswig-Holsteinische Landesregierung berief Dieter Paulsen in das neue Amt. Der Neue verspricht: „Ich soll und will einen regionalen Beitrag dazu leisten, daß niederdeutsche Unterrichtsaktivitäten nicht mehr nur von der Zufälligkeit des persönlichen Engagements Einzelner abhängen, sondern daß sie einen festen Stellenwert im Unterricht bekommen.“ Toi, Toi, Toi! Informationen: Dieter Paulsen, Bordelom, T.:04671-3661.

Angela Groth legte in Kiel ihr Examen für das Lehramt an Gymnasien mit dem Zusatzfach Plattdeutsch ab. Beamte der Schleswig-Holsteinischen Schulbehörde staunten nicht schlecht über das „Orchideenfach“ und mußten erst auf einschlägige Bestimmungen des eigenen Hauses hingewiesen werden, die Plattdeutsch als Zusatzfach ausdrücklich erlauben. Noch Fragen? Informationen gibt Prof. Hubertus Menke, Germanistisches Seminar der Uni Kiel, T.: 0431-2381.

Große Sorgen machten sich skandinavische Germanisten und Nordisten ums Plattdeutsche auf der internationalen Fachtagung „Niederdeutsch in Skandinavien“ in Travemünde. Die Sprachkontinuität innerhalb der Sprechergemeinschaft breche deutlich ab. Die diesbezügliche Forschungskapazitäten an den Universitäten nehme ab und sei in Teilbereichen ganz zum Erliegen gekommen. Informationen bei Prof. Menke in Kiel (siehe oben).

Pastor Heinrich Kröger aus Soltau hat seit dem 1.9. eine halbe Stelle, um den landeskirchlichen Auftrag „Plattdeutsch in de Kark“ zu erfüllen. Kröger ist seit 1972 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft plattdeutscher Pastoren und wird sich in Zukunft verstärkt um die plattdeutsche Verkündigung bemühen. Informationen gibt Pastor Heinrich Kröger, Soltau, T.: 05191-2496.

Eine „Schreibwerkstatt für niederdeutsche Prosa“ organisiert der Schleswig-Holsteinische Heimatbund für Männer und Frauen, die bereits erste niederdeutsche Texte geschrieben haben. Bis zu 25 AutorInnen können an insgesamt sechs Wochenend- Seminaren zwischen Herbst 91 und 93 teilnehmen. Erstes Treffen ist am 23.11. in Kappeln. Informationen beim SHHB, Kiel, T.: 0431-95810.

Ein neues „Billerbauk taun Plattdütschliern för Öllern un Kinner“ erschien jetzt im Rostocker Hinstorff-Verlag. „Pußti, mien Pußti“ von Klaus Meyer und Britta Matthies soll die ganze Familie zum Vorlesen, Nachsprechen, Auswendiglernen und Spielen anregen. Hinstorff-Verlag, Rostock, T.003781-34441

Vom 9.-20.11. findet die Oldenburger Kinder- und Jugendbuch-Messe in der Cäcilienschule in Oldenburg statt. Die Sonderausstellung „500 Johr Nedderdüütsche Böker för Kinner un junge Lüüd“ zur Messe ist im Stadtmuseum Oldenburg bis zum 1.12. zu sehen. Sie zeigt niederdeutsche Kinder- und Jugendliteratur aus 500 Jahren. 350 plattdeutsche Bücher für Kinder und Jugendliche aus dem gesamten norddeutschen Raum wurden zusammengetragen: Fibeln, Bücher religiösen Inhalts, Fabeln, Romane und Sprachlehrbücher aus Mecklenburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und vom Niederrhein. Im zweiten Teil der Ausstellung ist die Entwicklung der plattdeutschen Kinder- und Jugendliteratur seit dem 19.Jahrhundert zu sehen, dem Beginn der –neuen' plattdeutschen Literatur, als Dichter wie Klaus Groth eine Renaissance des Plattdeutschen auslösten. Nähere Informationen bei: Hermann Havekost, Universitätsbibliothek Oldenburg, Tel: 0441-798-2287.

Mitarbeiter des Projekts Plattdütsk in Aurich arbeiten an einem ostfriesisch-deutschen Wörterbuch und einer Handgrammatik des ostfriesischen Niederdeutsch, die voraussichtlich im nächsten Jahr erscheinen werden. Informationen beim Projekt Plattdütsk, Aurich, Tel: 04941-179952.

juan

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen