Mordverdächtiger ausgebrochnen

■ Mit Anstaltswerkzeug aus dem Knast geflohen: Sieben Jugendliche weg

Zwei mutmaßliche Gewaltverbrecher, der 20jährige Frank Döscher und der 21jährige Marco Teske, sind am Sonntag abend aus der Jugendvollzugsanstalt Blockland ausgebrochen. Weil beiden Tötungsdelikte vorgeworfen werden und sie wegen anderer Vergehen in Blockland hinreichend bekannt sind, saßen sie nicht in der normalen Untersuchungshaft, sondern unter verschärften Bedingungen in der normalen Strafhaft. Döscher soll im September in Bremen und Bremerhaven zwei Frauen mit Kopfschüssen ermordet haben.

Mit oder unmittelbar nach den beiden entwichen noch fünf weitere Häftlinge, die wegen Eigentums- und Rauschgiftdelikten einsitzen. Einer wurde wenig später in Gröpelingen geschnappt, ein anderer stellte sich gestern mittag.

Das nötige Werkzeug hatten sich die Geflohenen in Schlosserei und Kfz-Werkstatt der Anstalt besorgt: Hammer, Wagenheber, Maulzange und Feile. Inwiefern die Ausgangskontrollen der Werkstätten Kontrollen versagt haben, will Justizsenator Volker Kröning untersuchen lassen. Er schloß Versäumnisse der Bediensteten nicht aus. Denn besonders das „sicherheitsrelevante“ Werkzeug unterliege strengen Kontrollen und müsse abends weggeschlossen werden.

Die Jugendlichen (zwischen 18 und 22 Jahren) verbüßten ihre Haftstrafen in den Einzelzellen einer Wohngruppe mit 18 Häftlingen. Ein dienst- und lebenserfahrener Vollzugsbeamter leitet die Gruppe — unterstützt von einem jüngeren Kollegen. Der Per

sonalschlüssel sei am Wochenende nicht anders als während der Woche, versicherte Kröning auf der Pressekonferenz, auf der er über den Ermittlungsstand informierte. Zwischen ihren Zellen können sich die Häftlinge wochentags bis 22 Uhr, am Wochenende bis 20 Uhr „frei“ bewegen. Dann werden die Zellentüren abgeschlossen.

Am Sonntag hatten die Ausbrecher bis gegen 19 Uhr Betonverstrebung und Eisengitter vor einem Zellenfenster im ersten Stock aufgefeilt, ohne daß dies von den beiden diensttuenden Gefängniswärtern ihrer Wohngruppe bemerkt worden wäre. Durch ein Loch im Gitter spran

gen sie nach draußen und entkamen durch den stacheldraht-gesicherten Wassergraben. Indizien sprechen nach Auskunft von Justizsenator Kröning und Staatsanwalt Frank Repmann dafür, daß sich die Gruppe nach dem Ausbruch zerstreute.

Der mutmaßliche Doppelmörder Döscher ist schon einmal aus der Haft in seine Heimatstadt Bremerhaven geflohen. Es sei deshalb naheliegend, daß er wieder dorthin unterwegs ist, meinte Repmann. Daß er bewaffnet ist, könne die Polizei nicht ausschlie

hier bitte

die Kari

ßen.

Obwohl nach Jugendlichen und Heranwachsenden sonst nicht öffentlich gefahndet wird, haben Staatsanwaltschaft und Justizsenator in diesem Fall die Namen von Döscher und Teske bekanntgegeben. Begründung: „Die Gefährlichkeit der Täter.“ Teske hatte bei einem Autodiebstahl mit einer Gardinenstange auf eine Frau eingeschlagen. Der vermeintliche Kopfschußmörder Döscher hatte das Geständnis der Morde an den beiden Frauen widerrufen. ra