Keine Fragen zu befürchten

■ CDU-Staatssekretär Wicke verbrachte mit den Umweltinitiativen einen gemütlichen Abend/ Ein »Nachhaken« zum Klimabündnis fand nicht statt

Berlin. Verkehrssenator Haase (CDU) hatte umsonst gekniffen. Seit einem Jahr ist Berlin im Klimabündnis. Was daraus geworden ist, wollten Umweltinitiativen bei einer Podiumsdiskussion in der Humboldt- Universität wissen. Doch aus dem versprochenen »Nachhaken« wurde nichts. Haases Stellvertreter aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz, CDU- Staatssekretär Lutz Wicke durfte einen recht gemütlichen Abend verbringen.

Mit dem Beitritt zum Klimabündnis vor einem Jahr ging Berlin konkrete Verpflichtungen ein, an denen künftige Politik zu messen wäre. Der Senat versprach, bis zum Jahr 2010 die CO2-Emissionen in der Stadt zu halbieren, auf den vollständigen Verzicht von Fluorchlorkohlenwasserstoffen hinzuwirken, kein Tropenholz bei kommunalen Projekten zu verwenden und die Ureinwohner speziell im Amazonasgebiet bei ihren Bemühungen zur Erhaltung des Regenwaldes zu unterstützen.Gelegenheit genug also, den verantwortlichen Mann auf dem Podium mit den Versprechungen seiner Regierung zu konfrontieren. Doch von einigen löblichen Ausnahmen abgesehen — Fehlanzeige. Die Teilnehmer, neben Wicke noch Hannes Linck (Verkehrsclub Deutschland), Prof. Bernhard (Klimaforscher von der Humboldt-Universität), Felix Christian Matthes (Ökoinstitut Freiburg), Frank Momberg sowie Carsten Hüttche (Robin Wood) und Hartwig Berger (Fraktion Bündnis 90/Grüne) hatten offensichtlich kaum Interesse an Berliner Problemen — globales Denken war angesagt.

Und bei diesem Thema hatte Wicke die besseren Karten. Ob Regenwald (»ich war immer ein entschiedener Verfechter einer ökologisch sinnvollen Nutzung von Tropenholz«) oder Verkehrspolitik (»auch hier bin ich im Senat eine radikale Minderheit«) — der Staatssekretär durfte sich nahezu unwidersprochen als Kämpfer gegen die Klimakatastrophe präsentieren. Und wenn tatsächlich einmal Berliner Versäumnisse angesprochen wurden, die indifferente Haltung bei der Verwendung von Tropenholz etwa, waren die tatsächlich Schuldigen ebenfalls schnell gefunden: die Japaner (weil sie Eßstäbchen aus Tropenholz benutzen), die Holländer (weil sie aus diplomatischen Gründen schärfere Bestimmungen ablehnen), Armut und Bevölkerungsexplosion sowieso.

Auch Hannes Linck vom VCD kam mit seinen Forderungen nicht weit. Konkrete Versäumnisse des Senates wie Abbau von Tempo-30- Zonen, Einsparungen im öffentlichen Personennahverkehr und Ausbau der Flughäfen anzuklagen, war ihm zwar gestattet, Wicke gab ihm teilweise sogar recht. Doch auch hier: Die anderen sind schuld. Am Ende der Veranstaltung meinte der Moderator nur: »Naja...« Theo Weisenburger