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Zum Nachdenken und Diskutieren-betr.: "Diktat Nr. 10" (Rechtsschreibtraining Orientierungsstufe), Kultur, taz vom 2.11.91

betr.: „Diktat Nr.10“ (Rechtsschreibtraining Orientierungsstufe), Kultur, taz vom 2.11.91

Daß ich das noch erleben darf — und muß: In meinem „Rechtschreibtraining Orientierungsstufe für die Klassen 5 bis 7“ finden sich einige kritische Texte (unter anderem zum lieben Gott, zum Umgang mit Waffen, zum Verkehr, zum biologischen Anbau, zur latenten Ausländerfeindlichkeit). Das Programm ist nachgewiesenermaßen wirksam und inhaltlich der Altersgruppe angemessen. Es wird seit Jahren in der fachdidaktischen und fachwissenschaftlichen Literatur lobend erwähnt. Jetzt druckt die taz den Diktattext daraus ab, in dem die latente Ausländerfeindlichkeit eines Vaters dargestellt wird.

Die Lehrerin Holle Deneffe, die in dem Band 56/57 der Beiträge zur Reform der Grundschule des Arbeitskreises Grundschule e.V. 1986 einen Erfahrungsbericht mit meinem Rechtschreibtrainingsprogramm veröffentlichte, schrieb speziell zu diesem von der taz als „rassistisch“ bezeichneten Text: „Überhaupt sehe ich die Auswahl der Textinhalte als besonders gelungen an. Sie motivierten meine Schüler sowohl zum Nachdenken, zur Diskussion als auch zum Schreiben. Alle Inhalte liegen in ihrem Erfahrungshorizont.“

Genau darum geht es: Unsere Schüler kennen sehr genau die Heuchelei der Erwachsenen, die im Prinzip nichts gegen Ausländer haben, aber wehe, die Tochter bringt einen Spanier oder Italiener mit nach Hause. Diese Heuchelei wird in dem Diktattext aufgedeckt: Der Vater hat angeblich nichts gegen Ausländer, aber er wäscht sich hinterher die Hände.

Wie naiv darf ein Kulturredakteur/eine Kulturredakteurin der taz sein? Daß Kolleginnen und Kollegen, die dieses Rechtschreibtrainingsprogramm in den letzten acht Jahren verwendet haben, von einigen Eltern und der Schulbürokratie der Linkstendenz bezichtigt wurden, daran haben wir uns in diesem Staat gewöhnt und sind dem in der Regel selbstbewußt entgegengetreten. Daß die taz einen kritischen Verlag ohne eine einzige Rückfrage mit Neonazis vergleicht und ihm einen rassistischen Text unterstellt — daran gewöhne ich mich ungern. [...] Frohmut Menze, AOL-Verlag, Lichtenau-Scherzheim

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