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Kunst und Honig

■ Heute abend tut sich feierlich das neue „Forum Langenstraße“ auf: ein Zentrum für allerlei Ausstellungen, bloß für welche?

Beste Lage, weite Räume, frischer Anstrich: In der Langenstraße haben wir jetzt ein helles Behältnis für Ausstellungen jeder Sorte. Unterhalb der vier Säle (ein großer, drei Galerien) hat auch das Fotoforum Unterschlupf bezogen: in niedrigen, kargen Kellerräumen.

Wenigstens einer wird mit dem neuen Haus viel Freude haben: Thomas Deecke, Chef des Neuen Museums Weserburg (allwo schrecklich wenig Platz ist für Wechselausstellungen). Deecke ist schon zum Vorsitzenden des Trägervereins für die Langenstraße bestellt. Dort wird er „in aller Staatsferne“ (Deecke) als Eminenz unter noch unbekannten Honoratioren walten (“Persönlichkeiten“ hießen sie gestern auf der Pressekonferenz) und erst einmal einen Geschäftsführer für die 900 Quadratmeter einsetzen.

Dem soll ein Beirat, in welchem sich etwa die hiesigen Museumsdirektoren versammeln könnten, freundschaftlich dreinreden; einmal umgerührt ergibt sich folgendes Konzept: Alle Ausstellungen mit irgend Pfiff werden in der Langenstraße Platz finden, von schwerpunktmäßig Neuer Kunst (siehe oben) bis durchaus zur Neueren Geschichte des Kunsthonigs, sollte das Übersee-Museum mal aus seiner Enge wollen.

500.000 Mark hat der Umbau der alten Schalterhalle gekostet. Darein teilten sich die Stadtgemeinde und die Eignerin „Telekom“. Die jährliche Miete (rund 250.000 warm) zahlt die Stadt. Weil Ausstellungen zusätzlich kosten, mußten Deecke und Kulturbehörden-Leiter Opper sich gestern ziemlich winden: Es solle sich halt auch manches evtl. selber tragen. Zudem will man auf Personal und Apparat von Deeckes Weserburg kostengünstig zurückgreifen.

Das Fotoforum eröffnet zunächst, unter dem Titel „Bilderlust“, mit massenweise Fotos vom unentwegten Pornographie-Sammler Uwe Scheid (heute 22 Uhr; mehr dazu am Montag). Weiterhin sind dem Forum drei bis vier größere Ausstellungen pro Jahr seit Monaten versprochen worden. Im vorläufigen Plan für 1992 findet sich aber nur deren eine: Arbeiten von Jochen Gerz, Rolandpreisträger 90. Vorher sehen wir in einer Ausstellung zum Thema „Aneignung des Originals“, wie sich Sherrie Levine, Mike Bidlo oder Richard Pettibone Originale wie Mondrian, Warhol, Matisse und Lichtenstein angeeignet haben. Folgt eine erste umfassende Werkschau von Roman Opalka usw.

Auch die Sache des Designs soll gelegentlich drankommen: Die „Wilhelm-Wagenfeld-Stiftung in Gründung“ hat schon mal ein Büro im Forum bezogen. Manfred Dworschak

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