Wütende Angriffe

■ EG-Ultimatum ist verstrichen/ Bombenangriffe in ganz Kroatien/ 'Politika‘: Vukovar wird fallen

Belgrad (afp) — Die jugoslawische Bundesarmee hat am Freitag morgen eine totale Blockade der kroatischen Adria-Häfen angekündigt. Von 10 Uhr MEZ an würden außer Dubrovnik noch Rijeka, Zadar, Sibenik, Split und Ploce abgeriegelt, berichtete 'Tanjug‘. Jedes Schiff, das versuche, die Blockade zu durchbrechen, werde beschossen. Laut 'Tanjug‘ beschloß die Militärführung die Blockade der Häfen als Reaktion auf die Weigerung der kroatischen Behörden, gemäß dem Haager Waffenstillstandsabkommen die Blockade der Armeekasernen aufzuheben.

In Kroatien hielten die Kämpfe auch am Freitag unvermindert an. Damit ignorierten die Bürgerkriegsparteien das Ultimatum Lord Carringtons. Dieser hatte gedroht, die Friedenskonferenz auszusetzen, wenn der Waffenstillstand nicht bis Freitag morgen eingehalten werde.

Im Gebiet von Nova Gradiska, etwa 140 Kilometer westlich von Zagreb, kam es ebenfalls zu heftigen Kämpfen. Die Bundesarmee beschuldigte die kroatischen Verbände, im Gebiet Nova Gradiska, Novska und Pakrac mit Artillerie angegriffen zu haben. Bei den schwersten Luftwaffenangriffen seit Kriegsbeginn waren am Vortag mindestens 13 Menschen getötet worden. Flugzeuge der jugoslawischen Luftwaffe überflogen am Morgen erneut Kroatien, vor allem Westslawonien. Luftalarm wurde ab 9 Uhr in den Orten zwischen dem etwa 120 KM östlich von Zagreb gelegenen Novska, und Virovitica, etwa 110 KM nordöstlich von Zagreb, ausgelöst. In der Nacht hatte die Luftwaffe erneut die kleine Stadt Nin, etwa zehn KM nördlich der kroatischen Hafenstadt Zadar, den früheren Militärstützpunkt Sepurina und die Umgebung der Brücken zwischen dem Kontinent und der Insel Pag beschossen. Osijek und die benachbarte Region Valpovo habe in der Nacht gegen 3 Uhr erneut unter Artilleriebeschuß gestanden. Unterdessen berichtete die Belgrader Zeitung 'Politika‘ am Freitag unter Berufung auf Vertreter der jugoslawische Militärführung, der Fall Vukovars stehe kurz bevor. Die kroatischen Verbände kontrollierten nur noch das Stadtzentrum. Die seit 79 Tagen von Serben und der Armee belagerte Stadt ist zum Symbol des kroatischen Widerstands geworden.