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Wieder Überfall in Greifswald

■ Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim/ Flüchtlinge wurden nicht verletzt/ Mysteriöses Fernsehteam vor Ort/ Mecklenburgisches Innenministerium behauptet weiter: Greifswald ist sicher

Berlin (taz) — Zum zweitenmal innerhalb weniger Tage ist ein Flüchtlingswohnheim in Greifswald zum Ziel rechtsradikaler Anschläge geworden. Nach Angaben des Asylabschnittsleiters der Stadt, Vogt, wurde das Wohnheim in Greifswald- Ladebow am Donnerstag abend von rund 15 vermummten Tätern mit Brandbomben beworfen. Die Bewohner wurden nicht verletzt, Scheiben gingen zu Bruch, die Feuerwehr mußte gerufen werden um die Brandherde zu löschen.

Das Schweriner Innenministerium wies auf den „merkwürdigen Charakter“ des Überfalls hin. Von Zuschauern sei, so der Pressesprecher Schulz, ein „professionelles Kamerateam einer Fernsehanstalt“ während des Anschlags beim Filmen beobachtet worden. Anders als Vogt — der als Täter rechtradikale Jugendliche aus der Umgebung vermutet — deuten nach Ansicht des Innenminsteriums die Indizien auf einen nicht aus der Gegend stammenden, professionelleren Täterkreis.

Angesichts des am Montag stattfindenden Gesprächs zwischen den Innenministern von Mecklenburg- Vorpommern und Schleswig-Holstein, Diederich (CDU) und Jansen (SPD), über die Zukunft der in der letzten Woche aus Greifswald nach Norderstedt geflohenen Asylbewerber wiegelt man in Schwerin ab: Den Flüchtlingen, die vorgestern angegriffen worden sind, sei schließlich nichts passiert und eine Evakuierung nicht nötig gewesen. Mecklenburg- Vorpommern will weiterhin, daß die Norderstedter Flüchtlinge in das von ihnen verlassene Greifswalder Wohnheim zurückkehren. Erst wenn es neue Erkenntnisse über einen potentiell rechtsextremen Täterkreis in Greifswald gäbe, müsse neu über die Situation nachgedacht werden. Mecklenburg-Vorpommern sei als sicherstes Bundesland für Asylbewerber einzustufen. Bislang habe es weniger Anschläge als anderswo gegeben, man verfüge über einen sehr guten Polizeischutz. Es müsse unterschieden werden, ob eine radikale Szene vor Ort bestehe oder Greifswalder Flüchtlingsheime wie am letzten Sonntag geschehen aufgrund eines Fußballspieles „zufällig“ zum Mittelpunkt der Gewalt werde. Für die aufgrund eines „Zufalls“ aus Greifswald geflohenen Flüchtlinge in Norderstedt läuft am Sonntag das Ultimatum in der Kirchengemeinde ab, die sie bisher aufgenommen hat. Es sei denn, die Kirchengemeinde und die schleswig-holsteinische Landesregierung finden doch noch einen Kompromiß. Rexane Dehdasti

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