piwik no script img

Berichtigung-betr.: Dieter Wellershoff, Schriftsteller

Leser und Leserinnen, die im Kulturteil eher Touristen sind und bei der Politik zuhaus, mögen sich gewundert haben, warum der geschaßte Generalinspekteur der Bundeswehr, Dieter Wellershoff, für uns die Ausstellung des New Yorker Künstlers David Robbins in Köln rezensiert hat. Und daß der sich für so etwas überhaupt interessiert.

Die anderen, die gierig in den Zeitungen blättern, um irgendwo jenseits der Hälfte des Blattes in einer Rezension einer Oper in Lübeck oder eines neuen Buchs aus Frankfurt/Main zu versinken, wissen, daß unser Rezensent nur der Schriftsteller Dieter Wellershoff sein kann. Geboren 1925 in Neuss am Rhein, wurde der Gymnasiast Dieter Wellershoff als Infanterist zum Militärdienst eingezogen und 1944 in Litauen verwundet. Aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, studierte und promovierte er in Bonn. Die Dissertation von 1952 handelte von Weltanschauung und Sprachstil Gottfried Benns. Als Essayist, Hörspielautor und Romancier hat sich Wellershoff einen Namen gemacht, wenn auch einen, der zur Verwechslung einlädt. Sein Romandebüt — dem „Neuen Realismus“ verpflichtet — heißt Ein schöner Tag (1966); Universitätsvorlesungen zur Literatur erschienen 1988 unter dem Titel Der Roman und die Erfahrbarkeit der Welt. Wellershoff lebt in Köln. Wir sind nicht wenig stolz, daß dieser Autor für uns beschrieben hat, wie ein Konzeptkünstler mit seinem blutleeren Witz am Thema der Wiedervereinigung Deutschlands gescheitert ist. Nachzulesen auf den Kulturseiten vom letzten Freitag.

Der andere Dieter Wellershoff, gut sieben Jahre jünger als der Schriftsteller, war übrigens nicht im Krieg und trat, wie das Munziger-Archiv verrät, „gegen den Willen des Vaters“ 1957 in die Bundeswehr ein, wo er bald zum Marineoffizier avancierte. Für den Generalinspekteur Wellershoff nahm die Allianz des Golfkriegs das zukünftige Selbstverständnis der Nato vorweg. Er wurde mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern ausgezeichnet (1989) und im Herbst dieses Jahres in seiner Funktion abgelöst.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen