: Obdachlose noch ohne Schlafplatz
■ Containerprojekt erstmal für Junkies / Beratung über Bunker für Obdachlose
Schöner Wohnen in Hastedt: Wohncontainer für obdachlose JunkiesFoto: Tristan Vankann
Die Unterbringung von Obdachlosen ist mittlerweile zum Gegenstand der Koalitionsverhandlungen geworden. Die Notwendigkeit ist damit zwar erkannt, eine Lösung aber nicht wahrscheinlicher geworden: Bis zum 20. November soll eine eigens einberufene Arbeitsgruppe ein Konzept vorlegen. Drei Projekte seien im Gespräch, die angeblich auch finanztechnisch realisierbar seien, berichtet Pastor Manfred Schulken von dem, was die Koalitionäre durchsickern lassen.
Doch am runden Tisch von Sozialbehörde, Innerer Mission und
hier bitte das Foto
mit den Wohncontainern
Helferkreisen wurde unterdessen erneut die Unterbringung in Bunkern angesprochen: als letzte aller denkbaren Möglichkeiten und zähneknirschend, aber dennoch als reale Maßnahme, um ein Erfrieren der Wohnungslosen zu verhindern. Ein Bunker werde zur Zeit bereits konkret geprüft, berichtete Volker Busch vom Verein „Hilfen für alleinstehende Wohnungslose“ („Allwo e.V.“) von diesen gemeinsamen Gesprächen, die unabhängig von den Koalitionsverhandlungen geführt werden.
Am Wochenende hatte der Lai
enhelferkreis in St. Stephanie beim sonntäglichen Nachmittagstreff allein 20 Menschen auf der Liste, die noch kein Bett für die Nacht hatten. Das Jakobushaus konnte ihnen nur fünf Plätze in Pensionen vermitteln. „Dem Rest haben wir die Formulare in die Hand gedrückt, mit denen sie beim Verwaltungsgericht ihre Unterbringung durchsetzen können“, erklärte Volker Busch auf Anfrage. Der Sozialbehörde waren gestern jedoch keine neuen Fälle einer gerichtlich erzwungenen Unterbringung bekannt. In einer spektakulären Aktion war die Behörde erst Anfang November in 17 Einzelfällen vom Verwaltungsgericht an ihre Unterbringungspflicht erinnert worden.
Für obdachlose Drogenabhängige wurden mittlerweile an der Föhrenstraße Container aufgestellt — auf einem Gelände der Stadtwerke, wo im vergangenen Winter schon einmal acht Container standen: als Wohnheim für 16 Asylbewerber, damals mit Gemeinschafts-Küchen und kleinen Wohneinheiten.
Jetzt soll die obere „Etage“ der Container-Wabe abgebaut und (so die Sprecherin der Sozialbehörde) „an anderer Stelle für ein anderes Klientel“ installiert werden. In den verbliebenen Containern wird die Drogenhilfe e.V. eine Übernachtungsstelle für 24 Junkies einrichten. Die Eröffnung ist nach Auskunft des Geschäftsführers der Drogenhilfe, Martin Grotjahn, davon abhängig, wann die fünfköpfige Betreuungstruppe steht: „Wir hoffen auf den 15. November.“
Grotjahn betont dabei aber auch, daß seine Einrichtung betreute, niedrigschwellige Rund- um-die-Uhr-Projekte der Container-Lösung vorziehe. „Dann kann man auf die Abhängigen im Sinne ihrer Wohnfähigkeit auch einwirken: daß sie Rücksicht auf die Nachbarn nehmen sollen zum Beispiel.“ Die Container in der Föhrenstraße seien dagegen weitab von jedem Wohnumfeld. Grotjahn: „Das ist nicht unser Konzept.“ ra
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen