: 75 Prozent aller HIV-Infizierungen durch heterosexuellen Verkehr
Genf (taz) — Drei Viertel aller weltweit acht bis zehn Millionen HIV-Infizierten, die der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Zeit gemeldet sind, haben sich durch heterosexuellen Geschlechtsverkehr angesteckt. Dieses Ergebnis einer umfassenden Analyse aller verfügbaren Daten gab der Direktor des Globalen Aids-Programms der WHO, der US-Amerikaner Michael Meerson, gestern in Genf bekannt. Die von Meerson vorgelegten Statistiken zeigen, daß die Zahl der Aids-Kranken, die durch heterosexuellen Verkehr infiziert wurden, zwischen 1985 und 1990 weit stärker zugenommen hat, als die der durch andere Ursachen angesteckten Personen. Aus den USA, wo sich in der ersten Hälfte der 80er Jahre Aids vor allem unter homosexuellen oder bisexuellen Männern sowie unter Drogenkonsumenten verbreitete, wurden 1985 nur 250 durch heterosexuellen Verkehr verursachte Erkrankungen an die WHO gemeldet. 1990 betrug ihre Zahl mit 3.100 bereits mehr als das Zwölffache. In Westeuropa, mit vergleichbaren Ausgangsbedigungen wie in den USA, verneunfachte sich der Anteil in diesem Zeitraum von 149 auf 1.309. In Lateinamerika ist heterosexueller Verkehr bereits seit Mitte der 80er Jahre die wichtigste Ursache für Aids-Erkrankungen. Ähnliches gilt für Süd- und Südostasien. Hier breitet sich die Krankheit schneller aus als in irgendeiner anderen Region der Erde. In Afrika gilt heterosexueller Verkehr bereits seit 1980 als Hauptursache — seit die WHO die Verbreitung der Krankheit systematisch erfaßt. Diese Entwicklung hat dazu geführt, daß die Zahl der infizierten Frauen und Männer in Afrika mit jeweils drei Millionen gleich groß ist. Andreas Zumach
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