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Kenias Oppositionsführer in Haft

Großdemonstration für Demokratie soll heute in Nairobi trotz Verbots stattfinden  ■ Aus Nairobi Bettina Gaus

Der 80jährige Odinga Oginga, einst kenianischer Vizepräsident und heute ein führender Regimekritiker, ist in der Nacht zum Freitag festgenommen worden. Außer ihm wurden mindestens vier weitere prominente Oppositionelle von der Polizei an einen unbekannten Ort gebracht.

Die Welle der Festnahmen steht nach Ansicht von Beobachtern in direktem Zusammenhang mit einer für heute anberaumten und von der Regierung verbotenen öffentlichen Kundgebung, zu der die oppositionelle Gruppierung FORD (Forum zur Wiederherstellung der Demokratie) aufgerufen hat. Odinga gehört zu den Mitgründern der Gruppe, die für die Einführung des Mehrparteiensystems und politische Reformen in Kenis kämpft. Sein Mitstreiter Masinde Muliro, ein ehemaliger Parlamentsabgeordneter, erklärte gestern mittag auf einer Pressekonferenz: „Die Kundgebung wird stattfinden, selbst wenn wir alle verhaftet werden sollten.“ Falls der vorgesehene Kundgebungsort in Nairobis Stadtviertel Kamukunji abgeriegelt sein sollte, werde die Demonstration „auf den Straßen“ abgehalten. Muliro rief die Bevölkerung des ganzen Landes dazu auf, sich heute in Nairobi zu versammeln.

Die Regierung, die sich bislang dem Ruf nach Reformen strikt verschlossen hat, ist in den letzten Tagen in Bedrängnis geraten. Zeugenaussagen vor einem Untersuchungsausschuß, der den Tod des im vergangenen Jahr ermordeten Außenministers Robert Ouko beleuchtet, und ein der Presse zugespielter Brief des englischen Großindustriellen Tiny Rowland an Kenias Vizepräsident George Saitoti bekräftigen den Verdacht, hohe Regierungsmitglieder seien unmittelbar in korrupte Geschäfte verwickelt. Darüber hat ein Zeitungsbericht für Unmut gesorgt, dem zufolge reiche Kenianer insgesamt auf ausländischen Konten den Gegenwert von 2,62 Milliarden US- Dollar liegen haben sollen. Ermutigung schöpft die Opposition daraus, daß in Sambia vor zwei Wochen freie Wahlen einen friedlichen Machtwechsel ermöglicht haben.

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