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Alle Jahre Mieder

■ Was sich in den Einkaufspassagen vor Weihnachten alles tut

Weihnachtszeit, fröhliche Zeit, Geschenkzeit: Nun ist es wieder so weit. Von A wie KrAwatte bis Z wie zeitlos wachsen in den Schaufenstern der Bremer Einkaufszonen wieder Tannennadeln aus den Herrensocken, auf dekorativen Badeaccessoires blühen bunt-schillernde Schleifchen, Putten feixen halbnackt an jeder Ecke: Sogar die gaaanz kleinen Schwarzen eines Damen-Unter- Unterbekleidungsgeschäftes in der Innenstadt ziert ein zartes Lamettagewirk: Alle Jahre Mieder.

60.000 Mark investiert der Weserpark in die weihnachtliche Dekoration seiner 8.000 Quadratmeter. Von einer Weihnachtsbühne werden Posaunenchöre und Sängerknaben das Gebot der Stunde verkünden, „riesige Tannenbäume“ (Manager Horst Michaelis) werden für den festlichen Rahmen sorgen. 22 Stände sollen Weihnachtliches anbieten, Nikoläuse in Wechselschicht ihre Säcke herumtragen.

Im Roland-Center hat man sich in diesem Jahr ganz auf Chöre eingestellt. Center-Manager Hans- Heinrich Gaida hat bereits eine Schallplatte produzieren lassen, auf der Chöre aus Bremen und umzu Festliches auf Rille schmettern. Die Scheibe wird zugunsten von Unicef und des Roland-Centers für 12 Mark verkauft, die Interpreten selbst werden live auf dem Weihnachtsmarkt im Center zu hören sein.

Gelassen geht man bei Dodenhof ans Werk. Die Einkaufsstadt plant nach den Worten ihres Weihnachts-Koordinators Siebenmorgen lediglich dezente festliche Ausgestaltung, „die die Menschen im Vorübergehen erfreut.“ Nikolauslaufen mit Kutsche obligatorisch, gelegentlich rotiert das Kinderkarussell sehr schnell, aber ein „ausgeprägtes entertainment“ wird es in Dodenstadt nicht geben.

Der Geschäftsführer der Bremen Werbung e.V., Adolf Roßkothen, hat schon 80.000 Täfelchen Schokolade geordert, die vier Weihnachtsmänner rund um die Ladenöffnungszeiten an Groß und Klein verteilen sollen. Der Clou der Innenstadt in diesem Jahr: In der Ruine der ehemaligen Ansgari-Passage können für die Zeit des Einkaufs die Kinder abgegeben werden, „damit das Kind nicht sieht, was der Weihnachtsmann bringen wird.“ Im Untergeschoß wird eine „Gepäckaufbewahrung“ organisiert, in der man von Zeit zu Zeit seine Einkäufe ablädt, wenn man sie nicht mehr tragen kann. Dazu werden querverspannte Lichterketten die Obernstraße und die Lloydpassage in heimeliges Licht tauchen.

Die Sögestraße setzt auf ihren traditionellen Lichterschmuck. „In der Weihnachtszeit haben wir die Stadt so voll, da brauchen wir keine Aktionen“, erklärt der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Sögestraße, Axel Hübener. Die AG habe für den Lichtschmuck schon mehrere Hunderttausend Mark investiert, die Stadtgemeinde habe keinen Pfennig dazugetan.

Die einzige Weihnachtsveranstaltung der Stadtgemeinde wird es wieder um den Marktplatz herum geben. Der traditionelle Weihnachtsmarkt mit 160 Teilnehmern wird in einen Rahmen gebettet, der die Stadt nach Angaben von Marktmeister Wolfgang Ahrens etwa 25.000 Mark kosten dürfte. Dafür kassiert die Gemeinde Standgebühren zwischen 20 und 40 Mark pro Quadratmeter für die gesamte Dauer des Weihnachtsmarktes. Auf geht's, das erste Weihnachtsgeld ist ausgezahlt. mad

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