Lenin: An den Kosten sollt ihr zerbrechen

■ Das Lenin-Denkmal trotzt den Keilen, Hammern und Sägen/ Baufirma hatte nicht mit superhartem Betonkern aus »B-450« gerechnet/ Dieser erhöht die Abrißkosten um mindestens 100.000 Mark

Friedrichshain. Der Abbau des Lenin-Denkmals in Friedrichshain wird teurer als zunächst angenommen. Neun Tage, nachdem Lenins Kopf rollte, beißt sich die zuständige Baufirma am Betonkern die Zähne aus. Nun wird mit Kosten zwischen 200.000 und 400.000 Mark gerechnet, wie Herbert Lieman, Abteilungsleiter im Verkehrswegebau in der Bauverwaltung gestern erklärte. Ursprünglich waren dafür 100.000 Mark veranschlagt worden. Die bisherige Abbaumethode mit Keil, Hammer und Säge hätte sich als uneffektiv erwiesen. Außerdem würden die vorhandenen Baupläne und Fotos mit der tatsächlich vorgefundenen Konstruktion nicht übereinstimmen. Die Baumethode sei für westliche Verhältnisse »absolut unüblich«.

Das Problem: Das innere der Statue ist mit einem superharten Beton unter der Fachbezeichnung »B-450« gefüllt. Dieser habe, so Lieman, »Westwall-Qualität« — eine Anspielung darauf, daß der Beton durchaus einen Bombenangriff überleben könnte. Außerdem wird der Kern von Stahlverstrebungen durchzogen, was die Arbeit zusätzlich erschwert. Um den Beton von den Steinplatten zu trennen — die Teile sollen zwischengelagert und zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgebaut werden — sind inzwischen zwei Alternativmethoden im Gespräch: das Zersägen des Betons mit diamantenbesetzten Stahlseilen oder das Schmelzen des Betons mit sogenannten Sauerstofflanzen. Wie Lieman weiter erklärte, müßte die mit dem Abbau beauftragte Firma erst die dafür notwendigen Spezialgeräte beschaffen.

Der Sprecher der Bauverwaltung, Peter Weninger, dementierte gestern eine Meldung der 'Bild‘-Zeitung, wonach der Abriß den Steuerzahler zwei Millionen Mark kosten wird. Weninger wollte nicht ausschließen, daß auch eine andere Firma den Abbau vornehmen werde. Vorerst wolle man sich jedoch an die bisherige Firma halten. Abhängig sei dies von den neuen Kostenschätzungen. Gestern Mittag nahmen Vertreter der Bauverwaltung an Ort und Stelle die Überreste Lenins in Augenschein. Der Baustellenleiter Johann Erichson wollte zum Abbau keine Auskunft mehr geben. Die Abrißarbeiten sollen nun am Montag weitergeführt werden. sev