„Astoria“ — Riese am Richtweg

■ Eröffnung zum 12. Dezember geplant / Trotz Verkehrs-Konzept noch keine Konzession

Ein gewaltiges Ding: bislang noch mehr Großtanker als Tanzschuppen. Was am nächsten Freitag als „Astoria“ im früheren Zentralbad in die Bremer Vergnügungs-Geschichte eingehen soll, ist noch eine Groß-Baustelle. Schweißer knattern mit blauer Flamme die Geländer zusammen, Schreiner sägen Bodenplatten zurecht, Klempner schneiden Gewinde in Rohre: ohrenbetäubender Krach und dazu der Geruch nach heißem Stahl, Baustelle und manchmal auch nach Bier. „Astoria“-Chef Achim Grunert führte gestern einen ganzen Pulk JournalistInnen über Treppen und Balkone. Längst sind seine geplanten 2,5 Millionen für den Umbau überschritten. Die stecken jetzt zum Beispiel unter der rabenschwarz gespritzen Decke in den silbrigen Be- und Entlüftungsrohren, so dick, daß man sie höchstens zu zweit umarmen könnte, und in dem metallischen Spritzputz, auch in Ton- und Lichttechnik. Auf 2.300 Quaderatmetern im ersten Stock verliert sich fast die ausladende 20-Meter-Bühne, ganz und auch teilweise höhenverstellbar. Eine breite Galerie mit immer wieder neuen Wendeltreppen führt auf halber Höhe von Bar zu Bar und um den Saal.

Aber bei Beton, Eisen und dem Charme von Industrieblechen soll es nicht bleiben. Denn das Astoria, das sich mit 1.400 Gästen zwischen den Bremer Discos und der Stadthalle ansiedelt, will nicht nur Pop und Rock liefern. Plüschige Theaterstühle und ein stilechter wie unbrennbarer roter Samtvorhang sind angesagt für Konzert- und Variete-Ereignisse: Theateratmosphäre bei gedämpftem Licht und kleinen Tischchen.

Geplant sind zur Eröffnung am nächsten Freitag und Samstag zwei rauschende Tanznächte. Aber Grunert, der Mega-Kneipier, ist zu erfahren, um allein auf diese Schiene zu setzen. Es gibt 11 Bars, 1 Restaurant, 1 Fast- Food-Shop, 1 Bar für Kaffee und Kakao, eine „Tanzbar mit schwarzer Musik“, 1 „Jazz- Nachtclub mit Saxophon, Flügel, schwarzer Sängerin“. Grunert: „Wir lieben die Kunst und leben von den Getränken.“

Ob nun aber alles losgehen kann mit über 120 Beschäftigten am nächsten Freitag, ist überhaupt nicht klar: Grunert hat, entgegen eigenen Beteuerungen, überhaupt noch keine Konzession. Zwar gibt es ein ausgefuchstes und mit der Behörde abgestimmtes Konzept zur Verkehrsführung und Lärmvermeidung. In der Woche ist morgens um 2, wochenends um 5 Uhr Schluß. Veränderte Einbahnstraßen-Regelungen und Straßen-Sperrung per Schranke sollen Suchverkehr vermeiden und die Autos fast zum Nulltarif in die Parkhäuser zwingen. Der Antrag auf Konzession aber schmort beim Stadtamt, mindestens bis zur nächsten Woche. Das kann erst entscheiden, wenn die Baubehörde grünes Licht gibt. „Grunert macht alles auf eigenes Risiko“, erklärte auf Anfrage deren Sprecher. Die Anwälte der AnwohnerInnen haben Rechtsbehelfe eingelegt, mit aufschiebender Wirkung. Dagegen beantragte Grunert sofortige Vollziehbarkeit der Baugenehmigung und damit seine Konzession. Weil das Astoria nicht im Wohn- sondern

Fertig zur Montage ans Decken-Stahlgerüst: Lichtanlage, für Rock oder Kabarett F.: J.O.

im Kerngebiet steht, hat Grunert gute Chancen. Falls aber die AnwohnerInnen vor Gericht ziehen,

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Scheinwerfer, Bau

will die Behörde wasserdichte Argumente haben. Susanne Paas