: Fink weist Kündigung zurück
■ Außerordentliche Sitzung des Konzils der Humboldt-Universität zur Entlassung Finks: Es geht ums Prinzip/ Tosender Applaus der Stundenten
Berlin. Auf einer außerordentlichen Konzilssitzung der Humboldt-Universität erklärte gestern der am Donnerstag wegen angeblicher Stasi-Tätigkeit entlassene Rektor Heinrich Fink, daß er sich weiterhin »im Amt befinde«, da die Kündigung des Wissenschaftssenators keine »automatische Amtsenthebung zur Folge« habe.
Er habe den Wissenschaftssenator aufgefordert, ihm bis zum 2. Dezember zu bestätigen, daß er in der »Wahrnehmung seines Amtes« nicht vom Senat behindert werde. Finks Worte wurden von den Studenten mit tosendem Applaus bedacht.
Schwer hatte es dagegen der Sonderbeauftragte der Bundesregierung für die Stasi-Akten, Joachim Gauck, dem vorgeworfen wurde, seine Behörde sei verantwortlich für die Entlassung Finks. Gauck betonte, seine Behörde gebe keine Urteile und keine Empfehlungen ab, sondern leite lediglich Informationen weiter: »Es ist dann Sache der personalführenden Stelle, ob sie diese Informationen als ausreichend akzeptiert.«
Vom Publikum wurde diese Erklärung mit lautem Unmut aufgenommen. Schließlich hätten seine Informationen zu Finks Kündigung geführt, so ein Student. Gauck erklärte, daß die Stasi einen Informellen Mitarbeiter (IM) nur dann als solchen eingestuft hätte, wenn dieser sich ausdrücklich zu einer konspirativen Mitarbeit bereit erklärt hätte. In 90 Prozent der Fälle sei diese Bereitschaft schriftlich erklärt worden. In der Akte Finks habe man keinen derartigen Schriftsatz gefunden. Es gebe lediglich Unterlagen, die beweisen würden, daß Fink von der Stasi als IM geführt worden war. Die Akte wurde 1989 gelöscht.
Auf die Frage eines Zuhörers, ob möglicherweise jemand böswillig Fink im Dezember 89 als IM eingetragen habe, antwortete Gauck: »Ich habe noch nie erlebt, daß in eine Akte etwas dazugeschrieben wurde.« Dies wäre auch außerordentlich schwer gewesen, da dann sehr viele Akten, die häufig in unterschiedlichen Räumen und Gebäuden aufbewahrt worden seien, hätten gefälscht werden müssen, erklärte Gauck. Fink versicherte vor dem Konzil noch einmal, daß er keine Verpflichtungserklärung unterschrieben habe.
Auf die Frage, ob er sich persönlich vorstellen könnte, daß Fink keine Ahnung davon hatte, daß die Stasi ihn als IM führte, entgegnete Gauck: »Ich kann mir durchaus vorstellen, daß Fink, von dessen politischer Haltung ich mich immer abgegrenzt habe, daß gerade ein Mann wie er es nicht gewußt hat.«
Der Senat hatte keinen Vertreter zum Konzil gesandt, obwohl er eingeladen war. Der konservative Bund Freiheit der Wissenschaft hat inzwischen die fristlose Kündigung Finks begrüßt. Zur Begründung hieß es, für Fink dürfe nichts anderes gelten als für jeden anderen Bürger, der sich durch Spitzeltätigkeit für die Stasi diskreditiert habe. ana
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