Specht der Woche 05.08.2019: Zusammenhalten gegen die Angst

Christian Specht sagt, die Tragödie vom Frankfurter Hauptbahnhof darf nicht für Hetze missbraucht werden.

Bild: Zeichnung: Christian Specht

Dieses Mal geht es um das Unglück im Frankfurter Hauptbahnhof. Für die Mutter ist das sehr schlimm. Sie hat ihr Kind verloren. Viele Leute haben deswegen jetzt vielleicht Angst. Ich selber auch. Aber man darf sich jetzt auch nicht von der Angst unterkriegen lassen, das ist ganz wichtig.

Christian Specht, Jahrgang 1969, ist politisch engagiert und setzt sich für mehr Mitwirkungsmöglichkeiten von Menschen mit Beeinträchtigung in den Medien ein. Seit 2017 ist er der erste Mensch mit Beeinträchtigung im Vorstand der Lebenshilfe. Er hat ein Büro in der taz und zeichnet (un)regelmäßig den „Specht der Woche”.  

Ich bin auch mal auf der Rolltreppe vom U-Bahnhof geschubst worden. Seitdem habe ich auch Angst, zu stürzen oder vom Bahnsteig zu fallen. Da können Zäune und Türen an Bahnsteigen, solche wie die auf meinem Bild, wirklich helfen. Sie öffnen sich erst, wenn der Zug hält. Wenn zum Beispiel hier in Berlin Mitarbeiter von der BVG an den Gleisen stünden, damit sie auf das Geschehen aufpassen und da sind, wenn man mal Hilfe braucht oder Angst hat, würde das sicherlich auch vielen ein bisschen Angst nehmen, und es würden vielleicht nicht so schnell schlimme Dinge passieren. Ich hoffe wirklich sehr, dass die Mutter jetzt die Hilfe und Unterstützung bekommt, die sie benötigt.

Die Leute sollen sich jetzt gegenseitig Mut machen, anstatt voreinander Angst zu haben. Ich hoffe, dass die Menschen jetzt nicht auf die AfD hören. Die versucht nämlich nur, Panik zu machen. Alice Weidel von der AfD hat dazu schon getwittert, das finde ich wirklich sehr respektlos, dass sie das Leid von der Mutter für ihre Zwecke ausnutzt, um gegen Ausländer zu hetzen.

Protokoll: Charlotte Köhler

Unter taz.de/specht können Sie die in den letzten Monaten erschienenen Spechts nachlesen und sich den fabelhaften neuen Specht-­Podcast anhören.