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Weitere Geisel aus dem Libanon entlassen

Damaskus/Frankfurt (ap) — Einen Tag nach der Freilassung seines Landsmannes Joseph Cicippio aus libanesischer Geiselhaft ist auch der Amerikaner Alan Steen freigekommen. Er wurde gestern früh von der pro-iranischen Schiitenorganisation „Islamischer Heiliger Krieg“ nach fast fünfjähriger Gefangenschaft in Beirut freigelassen und traf rund fünf Stunden später in Damaskus ein. Auf der Fahrt wurde er von syrischen Offizieren begleitet. Nach einer Zeremonie im Damaszener Außenministerium wurde er dem US-Botschafter Christopher Ross übergeben.

Steen war vor seiner Entführung Professor für Kommunikationswissenschaft an der amerikanischen Universität in Beirut. Am 24.1.1987 wurde er mit drei Kollegen auf dem Campus von als Polizisten verkleideten Terroristen entführt. Entlassene Geiseln berichteten, Steen habe im ersten Jahr seiner Gefangenschaft versucht zu fliehen. Der Fluchtversuch sei entdeckt und er gefoltert worden. Der „Islamische Heilige Krieg“ hat jetzt noch einen US- Staatsbürger, Anderson, in Geiselhaft, mit dessen Freilassung der syrische Außenminister Faruq Asch- Schara nächste Woche rechnet.

Ein Ende der Gefangenschaft der deutschen Geiseln Heinrich Strübig und Thomas Kemptner ist hingegen nach Angaben des iranischen Botschafters in Bonn, Hussein Musawian, derzeit nicht absehbar. Dennoch gebe es Anlaß zu Optimismus, sagte er gestern. Angeblich befinden sich die beiden Deutschen in der Gewalt der libanesischen Familie Hamadi, die sie gegen ihre beiden in bundesdeutscher Haft befindlichen Söhne austauschen will. Musawian bestätigte, daß seit kurzem iranische und deutsche Kontakte zur Hamadi- Familie in Libanon bestehen. Die beiden Deutschen seien in guter Verfassung und gesund. Ihre Freilassung dürfe nicht mit der Forderung verknüpft werden, die inhaftierten Hamadi-Brüder auf freien Fuß zu setzen. Dafür müsse es einen juristischen Weg geben, sagte der Diplomat. Bonn sollte darüber nachdenken, was hilfreich wäre.

Der Sprecher des Auswärtigen Amts, Hanns Schumacher, wollte zur Frage einer Auslieferung der Hamadi-Brüder nicht Stellung nehmen. „Die Bundesregierung geht nach wie vor davon aus, daß in die Freilassungsbemühungen des UNO-Generalsekretärs alle Geiseln eingeschlossen sind. Darüber hinaus äußere ich mich dazu nicht.“ Der hessischen Landesregierung liegt nach Angaben von Regierungssprecher Stather bisher kein Ersuchen auf Begnadigung des zu lebenslanger Haft verurteilten Mohammad Hamadi vor. Stather sagte, es gebe auch keinen Anlaß, jetzt über eine Begnadigung nachzudenken, da es aus Bonn kein entsprechendes Signal gebe. Strübig und Kemptner, Mitarbeiter einer privaten Hilfsorganisation mit dem Namen Asme-Humanitas, waren einen Tag vor Verurteilung Mohammad Hamadis in der libanesischen Stadt Sidon entführt worden. Von ihnen waren am Montag in Beirut Polaroid-Fotos aufgetaucht, die dem Wiesbadener Bundeskriminalamt übermittelt werden sollten.

Hamadi hatte gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Gruppe Hisbollah am 14. Juni 1985 eine Boeing 727 der TWA entführt, um 700 in Israel gefangengehaltene Schiiten freizupressen. Dabei wurde der Amerikaner Robert Stethem erschossen. Am 17. Mai 1989 verurteilte ein Frankfurter Landgericht Mohammad Hamadi wegen Geiselnahme und Mordes zu lebenslanger Freiheitsstrafe. Sein Bruder Abbas wurde am 19. April 1988 zu 13 Jahren wegen Geiselnahme und Sprengstoffbesitzes verurteilt.

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