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Celler Loch in Großbritannien

Dublin (taz) — Der Ausbruch von zwei Mitgliedern der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) aus dem Londoner Gefängnis Brixton, der im vergangenen Jahr vom britischen Verfassungsschutz gesteuert worden war, hat für Innenminister Kenneth Baker ein Nachspiel. Er mußte sich gestern vor dem Unterhaus verantworten, nachdem ein geheimer Regierungsbericht bekanntgeworden war, aus dem hervorgeht, daß Baker von den Aktivitäten des Verfassungsschutzes gewußt hat. Doch der Minister machte den damaligen Gefängnisdirektor Reg Withers alleine für den Ausbruch verantwortlich.

Die Verfassungsschützer hofften offenbar, daß die beiden IRA-Leute Nessan Quinlivan und Pearse McAuley nach ihrer Flucht die Polizei auf die Spur der britischen IRA-Zelle führen würden, die einen Soldaten ermordet und einen Anschlag auf den ehemaligen Gouverneur Gibraltars, Peter Terry, verübt hatte. Ein Gefängniswärter, der früher für die Sondereinsatztruppe SAS gearbeitet hatte, wurde deshalb beauftragt, sich mit den beiden Gefangenen anzufreunden. Er besorgte eine Schreckschußpistole, einen Lageplan des Gefängnisses und wies die IRA- Männer auf die Schwachstelle im Sicherheitsbereich hin — die Gefängniskapelle.

Im Januar 1990 wurde das Innenministerium in den Plan eingeweiht, das daraufhin Withers informierte. Dieser versetzte den Wärter nach Nord-England und glaubte, daß die Fluchtgefahr damit gebannt wäre. Fünf Monate später entkamen Quinlivan und McAuley — mit einer Pistole bewaffnet — nach einem Besuch in der Kapelle. Von beiden fehlt bis heute jede Spur. Ralf Sotscheck

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