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INTERVIEWWo ist die Industrie? Kaputt!

■ Betriebsrat Wolfgang Pietschmann zur Zukunft des GRW

taz: Wir waren erstaunt, als wir die Berichterstattung des 'Spiegels‘ zum Geräte- und Regler-Werk Teltow lasen. In diesen Berichten erschien es so, als sei das ganze GRW Teltow für eine Mark verkauft worden. Ein Teil des ehemaligen GRW gehört doch seit April 1991 Siemens?

Pietschmann: Der Preis von einer Mark stimmt. Wir wußten das schon seit dem 5. Juli dieses Jahres. Andere Zahlen in dem Bericht stimmen nicht. Es sind nicht 500.000 Quadratmeter Gelände, sondern 270.000. Die öffentlichen Straßen bekommt die Kommune zurück.

Wir waren froh über den Verkauf an die Unternehmensgruppe Wisser. Wir haben schon befürchtet, da würde sich kein großer Käufer mehr daneben stellen, nachdem Siemens den Anlagenbau gekauft hatte, und Siemens bekäme den Rest ohne Arbeitsplatzgarantie.

Der 'Spiegel‘ berichtet darüber, daß Herr Wisser beim Kauf des Geländes nur 450 Arbeitsplätze garantiert hat?

Es ist nicht der Herr Wisser, der dafür verantwortlich ist, daß im Mutterwerk nur 450 Mitarbeiter bleiben. Das ist das Konzept, das wir vom Betriebsrat immer mitgetragen haben aufgrund der Realitäten. Uns geht es um das Machbare. Wir haben auch die Kaufanträge des im 'Spiegel‘ zitierten mittelständischen Vereins gesehen. Es stimmt einfach nicht, daß die 965 Arbeitsplätze für das Rest- GRW hätten sichern können, es wären nicht einmal 200 gewesen.

Sie haben sich über die Berichterstattung des 'Spiegels‘ geärgert?

Wir standen damit vor der Gefahr, daß wir die Liquidität des Restbetriebes von einem Tag auf den anderen verlieren. Noch zahlen wir die Löhne pünktlich, und im Sozialplan steht mehr drin, als DGB und DAG mit der Treuhand vereinbart haben. Außerdem sind Interessenten, die jeweils 100 Beschäftigte oder einzelne Betriebsteile abgenommen hätten, auf Tauchstation gegangen.

Aber hier waren doch viele gutausgebildete Leute beschäftigt. Könnten die nicht andere Aufgaben übernehmen?

Welche anderen Aufgaben denn? Hier in Teltow gab es drei große Unternehmen der Elektronikbranche. Teltow wird aber nicht der Industriestandort für Elektronik bleiben. Auch für das ehemalige GRW wird die Auftragslage schwierig. Wo ist denn unsere chemische Industrie, die wir beliefert haben? Kaputt! Wo sind die Stahlwerke? Schluß! Die Textilindustrie? Im Arsch! Und Kernkraftwerke? Abgeschaltet und zu Ende! Und der Export in die Sowjetunion, bis zur Wende 50 Prozent? Vorbei!

Ist das Industrie- und Gewerbepark-Konzept Teil des mit Wisser verhandelten Vertrages?

Nein. Aber Investitionen sind vereinbart.

Das Interview führten

Martin Jander und Stephan Lutz

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