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Deutschmark für Brasiliens Regenwald

■ Brasilia und Bonn treiben 1. internationales Regenwaldprogramm durchs Ziel/ Bonn zahlt die Hälfte

Berlin (taz) — Westliche Geberländer und Brasilien haben am Sonntag in Genf das 1. internationale Regenwaldschutzprogramm vereinbart. Die als G-7 zusammengeschlossenen sieben größten Industrieländer und die EG-Kommission stellen danach für den Schutz des Amazonas-Urwaldes bis 1994 mindestens 250 Millionen Dollar zur Verfügung. Die Idee für ein solches Programm hatte Bundeskanzler Helmut Kohl im Juli vergangenen Jahres auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Houston ventiliert. Bonn stellt mit 264 Millionen Mark bis 1993 den Löwenanteil des Geldes zur Verfügung.

Koordiniert wird das Programm aber von der Weltbank, die selbst kein Geld gibt. Hans-Peter Schipulla vom federführenden Entwicklungshilfe-Ministerium (BMZ) sagte der taz, die brasilianische Regierung habe in den vergangenen Monaten eine sehr detaillierte und überzeugende Struktur für das Hilfsprogramm entworfen. Außerdem hätten die Brasilianer die Rahmenbedingungen für den Schutz des Regenwaldes stark verbessert. „Die Regierung hat die Steuerermäßigungen für die Wirtschaftsansiedlung im Amazonas-Becken ausgesetzt.“ Bisher hätten Industriekonzerne im Regenwald große Flächen gerodet und in Ranches umgewandelt, nur um Steuern zu sparen.

Auch unsinnige Rodungen bei der Landvergabe seien gestoppt worden: „Man konnte dort seinen Besitzanspruch auf ein bestimmtes Stück Land dadurch anmelden, daß man das Areal abholzte.“ Brasiliens Umweltminister Jose Lutzenberger habe berichten können, daß die Brandrodung im Amazonas-Urwald von 2,1 Millionen Hektar 1989 (so groß wie Hessen) auf rund 800.000 Hektar heute zurückgegangen sei.

Konkret werden mit dem Geld 76 Gebiete indigener Völker, darunter ein Gebiet von 9 Millionen Hektar für die Yanomami-Indios, unter Schutz gestellt. Die Umweltbehörden in der Region, in der inzwischen rund 14 Millionen Menschen leben, sollen gestärkt und ökologisch besonders wertvolle Zonen des Regenwaldes ausgewiesen werden. Die Schlagkraft der Behörden könne durch technisches Gerät wie zum Beispiel Hubschrauber verbessert werden. Für den notwendigen Polizeischutz müßten die Brasilianer aber selbst sorgen: „Die Leute der Umweltbehörden können sich sonst in Gegenden, in denen wild geholzt wird, nicht hineintrauen“, so Schipulla. Der BMZ-Verhandler räumte ein, daß in Malaysia und Indonesien die Zerstörung des Regenwalds derzeit schneller voranschreite (taz 6.12. 91). Der Amazonas-Urwald sei aber das größte und wichtigste zusammenhängende Regenwaldgebiet weltweit. Zudem sei die brasilianische Regierung als Gastgeber der UN-Umweltkonferenz UNCED besonders für ein solches Pilotprojekt geeignet gewesen.

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