: Film-Emigranten in der UdSSR
(Fluchtpunkt Moskau, 23.55 Uhr, ZDF) — Während die meisten Emigranten ab 1933 in den Westen flohen, orientierte sich eine politisch links orientierte Minderheit von Kulturschaffenden nach der Sowjetunion. Vier deutschsprachige Bühnen standen emigrierten Schauspielern und Regisseuren anfangs in der Sowjetunion zur Verfügung. Doch mit dem ersten stalinistischen Schauprozeß im August 1936 ergriff eine Welle politisch gesteuerter Hysterie gegen vermeintliche Verräter und Spione das Land. 1937 mußten alle deutschsprachigen Bühnen schließen.
Mit ähnlichen Schwierigkeiten sahen sich emigrierte Filmschauspieler und Regisseure konfrontiert. Erwin Piscators Aufstand der Fischer von St. Barbara und Gustav von Wangenheims Kämpfer sind einige der wenigen Exil-Filme, die unter der restriktiven sowjetischen Kulturpolitik überhaupt entstehen konnten. Wie Herbert Rappaports Professor Mamlock verschwanden die erfolgreichen, antifaschistischen Werke nach dem Besuch von Hitlers Außenminister von Ribbentrop im August 1939 über Nacht aus den Kinos.
Damit nicht genug. In der Folge des Hitler-Stalin-Pakts von 1939 wurden Hunderte von Emigranten an Deutschland ausgeliefert und kamen in KZs um. Mit willkürlichen, frei erfundenen Beschuldigungen begann darauf die breit angelegte Verfolgung. Schätzungsweise 70% der kulturell tätigen Emigranten, allesamt glühende Verehrer des sowjetischen Systems, wurden verhaftet und gefoltert, bevor sie für immer im Archipel Gulag verschwanden. Albert Klein und seine Frau Raya Kruk, die selbst als Emigranten in Moskau weilten, berichten in ihrem Filmforum vom tragischen Schicksal dieser Exilkünstler.Manfred Riepe
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