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Das Dynamo-Syndrom

■ Beim 1.FC Köln verdiente sich Dynamo Dresden ein 1:1 Wer den Sachsen das erste Tor erlaubt, verliert Punkte

Köln (taz) — Man freute sich auf Dynamo. Die letzten drei Heimspiele in Folge hatte der 1.FC Köln gewinnen können, war im Müngersdorfer Stadion ohnehin noch unbesiegt, und dementsprechend sollte auch das Bundesliga-Nachholspiel gegen Dresden mit einem doppelten Punktgewinn abgeschlossen werden. So kam der Besuch der schwächsten Auswärtsmannschaft der gesamten Liga gerade recht. In ihren bisherigen neun Spielen fernab des heimischen Rudolf-Harbig-Stadions hatte es für die Dresdner zu ganzen zwei Punkten und drei Toren gereicht. Von Erfolg konnte nur hinsichtlich der eingeheimsten Platzverweise ganzer Abwehrreihen die Rede sein.

Allein der stets zu Menetekeln neigende Kölner Trainer Jörg Berger blubberte vor Spielbeginn etwas davon, daß Dynamo besser sei, als der Tabellenplatz es ausweise. Das restliche Köln, geblendet vom verblendeten Schielen nach einem wieder greifbaren UEFA-Cup-Platz, lachte mit rheinischer Fröhlichkeit einmal kurz auf und diskutierte fortan nur noch die Höhe des zu erwartenden Erfolgs. Als Heiko Scholz jedoch in der 23.Minute den ersten Angriff der Gäste per Kopf zum 1:0 abschloß, wußten zumindest die Dynamo-Kenner unter den 15.000 Zuschauern, daß eigentlich schon alles klar war. Denn noch nie in ihrer gerade einmal halbjährigen Bundesliga-Geschichte verloren die Dresdner ein Spiel, in dem sie das erste Tor geschossen hatten.

So führten denn auch zehn der etwa hundert mitgereisten Fans aus Sachsen den Kölnern unter deren Beifall eine Polonaise vor. Auch als Otze es mal wieder machte und die Führung zehn Minuten später mit einem Sitzkopfball egalisierte, schmunzelten die Dynamisten weiter leise vor sich hin. Im zweiten Abschnitt gegen ein nunmehr in Vollversammlung vor dem eigenen Tor angetretenes Dynamo packte der FC die Brechstange zwar aus, konnte jedoch nichts aushebeln — das Gesetz der Serie ließ es nicht zu.

Was also blieb den Kölnern angesichts dieses Nimbus der Unbezwingbarkeit übrig? Natürlich nur das Warten auf die obligate rote Karte für einen sächsischen Abwehrrecken. Aber auch der überempfindlich pfeifende Schiedsrichter Manfred Amerell verweigerte sich diesem Ansinnen. Steffen Büttner, der nach einem ersten Foul an Greiner bereits Gelb gesehen hatte, erhielt für ein erneutes Vergehen lediglich ein ermahnendes Lächeln. So blieb Trainer Berger am Ende nur die Gratulation zu Dresdens drittem Auswärtspunkt übrig. Kollege Helmut Schulte dagegen durfte bei bester Laune witzeln: „Das Wichtigste ist, daß wir den Kontakt zu Bayern München nicht verloren haben.“

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