: Staatsknete für private Windmühle
■ Erste private Windkraftanlage in Bremen: Das Land hat sich nicht lumpen lassen
Ein Riesenkran hievte gestern am Sportboothafen in Seehausen die erste private Windkraftanlage auf Bremer Stadtgebiet in luftige Höhen. Der dreißig Meter hohe Turm soll mit drei Rotorblättern — Durchmesser 23 Meter — Strom produzieren.
„Die Jahresproduktion wird dem Jahrsbedarf von 70 bis 80 Haushalten entsprechen“, sagt einer der beiden Betreiber, Jens Krippner. 250.000 Kilowattstunden pro Jahr soll die Windkraftanlage abgeben; der Strom wird vollständig in das Netz der Stadtwerke Bremen eingespeist.
Um derartige Einspeisungen gab es ein jahrelanges Hickhack zwischen den Energieversorgungsunternehmen und privaten StromerzeugerInnen. Die Nutzung alternativer Energieträger wurde so unattraktiv wie möglich gemacht, für den „Fremdstrom“ meist extrem wenig gezahlt. Seit Ende letzten Jahres ist das anders: Ein Stromeinspeisungsgesetz verpflichtet die Energieversorger, den Strom zu einem festgesetzten Preis abzunehmen — der liegt zur Zeit bei 16,61 Pfennig pro Kilowattstunde.
„Uns kostet die eigene Stromerzeugung viel weniger, als wir jetzt für den Wind-Strom zahlen müssen“, sagt Uwe Beckmann, Vertriebsleiter der Stadtwerke. Trotzdem sieht er die Sache positiv: „Schon für die Umwelt...“ Außerdem sei der Strombedarf so enorm, daß ein zusätzliches Angebot willkommen sei. „Wir hatten 1990 an einem Tag eine Netzhöchstlast von 760 Megawatt!“
Jeder Privatperson steht es frei, selbst Strom zu produzieren und auf Antrag in das Stromnetz einzuspeisen. Kleiner Schönheitsfehler: Eine Windkraftanlage wie die in Seehausen kostet etwa 400.000 Mark. Doch es gibt mittlerweile Förderprogramme, die alternative Energieproduktion unterstützen.
Die beiden Betreiber, beides Techniker, haben dreißig Prozent der Gesamtkosten — also 120.000 Mark — Förderungszuschuß vom Land Bremen erhalten. Dieser Zuschuß läuft zusammen mit einer Förderrichtlinie des Bundesministeriums für Forschung und Technologie: Die „250 Megawatt“-Richtlinie subventioniert jede mit Windkraft, Sonnenenergie o.ä. produzierte Kilowattstunde mit 8 Pfennig (mittlerweile mit 6 Pfennig). Der „Rest“ wird über verbilligte Kredite finanziert: Die gewährt der Bund für Investitionen im Umweltschutzbereich.
„In Bremen war die Stimmung für die Anlage wirklich gut; das Land hat sich nicht lumpen lassen“, meint Krippner. Mit seinem Zuschuß von dreißig Prozent hat er fast die Höchstgrenze für Landesmittel erreicht. Grund dafür ist der Standort der Anlage: Obwohl in Seehausen der Wind infolge geringer Bebauung und fehlender Bäume recht gut ist und die Weser als „Wind-Beschleunigungsstrecke“ dient, ist es als Standort für eine Windkraftanlage eher schlecht. Und dafür gibt es mehr Geld: „Es sollen auch Standorte zum Zuge kommen, die man nicht als Sahnestücke bezeichnen kann — wie Fehmarn oder Rügen. Die hinter der differenzierten Förderung stehende Philosophie: Die Anlage soll sich in zehn bis zwölf Jahren amortisieren“, erklärt Gero Immel, Energiereferent der Umweltbehörde. Wenn die Anlage dann noch funktioniert, läßt sich mit der Windenergie verdienen. Krippner rechnet mit Einnahmen von 55.000 Mark pro Jahr, in acht Jahren soll sich die Anlage rentieren.
Immer mehr Betreibergesellschaften schließen sich zusammen, die das finanzielle Risiko Windkraft gemeinsam tragen. Warum? „Nur jammern hilft nichts. Es muß doch irgendwas geschehen...“ Susanne Kaiser
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