piwik no script img

„Schwarzer Gipfel“ verurteilt EG-Rassismus

■ Immigrantengruppen fordern gleiche Rechte

Berlin (taz) — Das „dreizehnte Mitgliedsland“ der EG war in Maastricht nicht vertreten: Rund acht Millionen Menschen aus dem Rest der Welt, die in Ländern der EG leben, blieben damit auch bei diesem Gipfel ohne Stimme. Der europaweit grassierende Rassismus, die zunehmend restriktive Asyl- und Ausländerpolitik in den EG-Ländern und die Einschränkung der Bürgerrechte für Immigranten mußten separat auf einem „Schwarzen Gipfel“ verhandelt werden. Bereits am Wochenende vor den EG-Größen waren die Vertreter von Immigrantengruppen aus acht europäischen Ländern in Brüssel zu ihrem Anti-Gipfel zusammengekommen. Eingeladen hatten zwei schwarze Europaabgeordnete: die in Somalia geborene Dacia Valent, die für die italienische kommunistische Partei PDS in Straßburg sitzt, und die in Algerien geborene französische Grüne Djida Tazdait. Worum es ging, erklärte der schwarze britische Labour-Politiker Kingsley Abrams: „Wir organisieren diesen alternativen Gipfel, weil die Festung Europa auch uns betrifft. Schwarze Europäer müssen in den Aufbau Europas einbezogen werden.“

Die Versammelten wandten sich in einer 10-Punkte-Resolution an alle Regierungen der EG-Mitgliedsländer, in der sie unter anderem eine Gesetzgebung fordern, die Diskriminierungen verhindert, ein Asylrecht im Geiste der Genfer Flüchtlingskonvention und volle Bürgerrechte für Immigranten.

Die zwölf Regierungschefs in Maastricht ignorierten die Resolution komplett. Ihr einziger Beitrag zum paneuropäischen Thema Fremdenhaß war eine moralische Verurteilung von gewalttätigen Übergriffen auf Ausländer. Was derartige Appelle konkret wert sind, spürte Mohammed Hasidon Diallo aus Guinea ganz deutlich: Der Afrikaner mit Aufenthaltserlaubnis in Spanien war zu dem „Schwarzen Gipfel“ nach Brüssel eingeladen. Doch teilnehmen konnte er nicht — die belgischen Behörden hatten ihm das Visum verweigert. Dorothea Hahn

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen