■ EX-DDR-STAATSCHEF WILL NICHT ZURÜCK NACH DEUTSCHLAND: Botschaftsflüchtling Erich Honecker
Moskau (taz) — Der frühere Staats- und Parteichef der ehemaligen DDR, Erich Honecker, hat in der chilenischen Botschaft in Moskau Zuflucht vor einer drohenden Ausweisung nach Deutschland gesucht. Der 79jährige befindet sich als „Gast“ des Botschafters Almayda in der Mission. Ob er dort um Asyl nachgesucht habe und wie lange er sich in der Botschaft aufhalten könne, war bislang nicht zu erfahren. Die neuerliche Flucht Honeckers ist eine Reaktion auf ein Ultimatum der russischen Regierung, wonach er bis heute, 24 Uhr, Rußland verlassen haben muß, um nicht abgeschoben zu werden. Bonn bestand gestern auf seiner „unverzüglichen Rücküberstellung“ und forderte Auslieferungshaft für den Greis, falls dieser sich nach Chile absetzen wolle. Honecker verwies seinerseits darauf, daß es sich bei ihm um einen „politisch Verfolgten“ handelt. Zwischen der Bundesrepublik und der UdSSR, so Honecker, gäbe es darüber hinaus kein Auslieferungsabkommen. Chiles Staatspräsident Aylwin hatte am Mittwoch bereits versichert, Honecker werde kein politisches Asyl erhalten. Pressemeldungen zufolge soll es jedoch einen handfesten Krach in der chilenischen Koalitionsregierung aus Christdemokraten und Sozialisten wegen der Behandlung Honeckers geben. Viele Chilenen hatten während der Militärdiktatur unter Pinochet in der DDR Zuflucht gefunden. Dies wollen einige nicht so schnell vergessen. Der Sozialist Almeida soll mit einem Auseinanderbrechen der Koalition gedroht haben, falls Honecker nicht einreisen darf. SEITEN 2 UND 12
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